Politik

Deutsche Autobauer suchen Grundstücke für Fabrikhallen in Silicon Valley

Apple und Google kaufen riesige Grundstücke in Silicon Valley, um dort Hallen für ihre selbstfahrenden Autos zu bauen. Nun suchen offenbar auch die deutschen Autobauer BMW und Mercedes dort nach großen Immobilien. Die Auto-Industrie versucht, den Vorsprung der Tech-Firmen wenigstens geographisch zu minimieren.
12.05.2016 02:10
Lesezeit: 2 min

Apple, Google sowie mehrere große Autohersteller suchen derzeit nach großen Flächen für Immobilien in der San Francisco Bay Area rund um das IT-Zentrum Silicon Valley. Wie das Wall Street Journal mit Bezug auf einen Top-Makler in der Region berichtet, wollen sie diese für die Entwicklung von fahrerlosen Autos nutzen.

„Wir sehen definitiv eine Bewegung bei Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen für autonome Fahrzeuge“, zietiert das WSJ Victor Coleman, den Geschäftsführer von Hudson Pacific Properties, wonach die Nachfrage in diesem Bereich derzeit besonders groß sei.

In seiner Aufzählung der Interessenten erwähnt der Immobilienmakler neben den amerikanischen IT-Firmen auch deutsche Autobauer: „Wir sehen die Toyotas dieser Welt, die Teslas, BMWs, Mercedes.“ Auch Ford sei jetzt auf dem Markt und schaue sich nach Räumen um, so Coleman. Zudem sei Google derzeit an einem 40.000 Quadratmeter großen Grundstück interessiert, bei Apple gehe es um 75.000 Quadratmeter, die ebenfalls für autonomen Autos genutzt werden sollen.

Die Nachfrage illustriere demnach die wachsende Bedeutung des Silicon Valley für die Auto-Industrie. Allein mit den IT-Riesen sowie zusätzlich Ford, Faraday und Tesla könnte die Tech-Region künftig das neue weltweite Auto-Zentrum werden. Dass die deutschen Autobauer dabei frühzeitig am richtigen Ort mit einsteigen wollen, passt in ihre Haltung, bei der Entwicklung selbstfahrender Autos eigene Forschung und Entwicklung zu betreiben, statt auf Kooperationen mit den IT-Größen zu setzen. So könnten sich Daimler und BMW als Konkurrenten in der Nachbarschaft von Silicon Valleys Tech-Firmen ansiedeln, nachdem sie sich auf eine Zusammenarbeit mit Apple und Google beim Autobau nicht einigen konnten.

BMW und andere Autobauer haben bereits Büros in der Region und BMW hat jüngst auch angekündigt, seine Ingenieure in IT-Kenntnissen zu schulen. BMW-Vorstandschef Harald Krüger bereitet den Autokonzern auf die Folgen des technologischen Wandels vor. „Es werden Arbeitsplätze verschwinden, aber durch den Wandel werden auch neue Jobs hinzukommen, die mehr mit Software zu tun haben als mit Hardware“, sagte Krüger. Seinen Maschinenbauingenieuren ermögliche BMW deshalb Aufbaustudiengänge, um IT-Kompetenzen zu erwerben.

Allerdings suchen die Autobauer in Silicon Valley offenbar zunächst nicht nach Produktionsfabriken für die Massenfertigung, sondern der Größe nach zu urteilen eher nach Entwicklungshallen etwa für Prototypen. Autofabriken sind in der Regel viel größer: Teslas Autoherstellungsanlage in der Nähe von Fremon etwa ist 500.000 Quadratmeter groß.

Apple will das betreffen Stück Land jedoch angeblich zusammen mit einer noch größeren Fläche in der Nähe der Stadt San José kaufen. Damit könnte das Unternehmen dann sowohl eine Entwicklungsfabrik als auch eine Fabrik für die Massenproduktion des Apple Cars betreiben, das voraussichtlich in drei Jahren erscheinen soll. Ein geheimes Entwicklungslabor für die Autos betreibt Apple seit einiger Zeit angeblich auch in Berlin.

Apples neue im Bau befindlichen Hauptsitz ist etwa 2,8 Millionen Quadratmetern, während die Google-Zentrale sind etwa 4,8 Millionen Quadratmetern. Beide Unternehmen leasen Millionen von zusätzlichen Quadratmetern in der Nähe.

Hudson Pacific ist einer der größten Vermieter in der Region, mit Niederlassungen in Silicon Valley und San Francisco, wo unter anderem Uber seinen Hauptsitz in einem ihrer Gebäude hat. Coleman verriet seine Informationen zu fahrerlosen Autos laut WSJ eher zufällig als er versuchte zu erklären, dass die Nachfrage in Silicon Valley trotz Sorgen um den Zustand des Tech-Sektors immer noch stark sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Immer mehr Gewaltdelikte
02.04.2025

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 offenbart ein besorgniserregendes Bild: Trotz eines leichten Rückgangs der Gesamtkriminalität...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit auf Rekordhoch: Kritik an Verlängerung des Kurzarbeitergeldes wächst
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...