Politik

Deutsche Bank: EZB gefährdet das europäische Projekt

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank kritisiert die Geldpolitik der EZB ungewohnt scharf: Die Regierungen würden in die Lage versetzt, die Hände in den Schoss zu legen, das Wachstum bleibe aus. Bestraft würden die Sparer - die sich deswegen verstärkt den euroskeptischen Parteien zuwenden.
09.06.2016 00:39
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die EZB trägt nach Einschätzung des Chefvolkswirts der Deutschen Bank mit ihrer ultralockeren Geldpolitik auch zum Erstarken euroskeptischer Kräfte bei. Indem sich die Europäische Zentralbank (EZB) zum Retter der Euro-Zone aufschwinge, erlaube sie Politikern die Hände in den Schoss zu legen statt durch Reformen Wachstum und die Staatshaushalte auf Vordermann zu bringen, erklärte David Folkerts-Landau in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Je länger die EZB mit ihrer Politik eine Umkehr verzögere, "desto stärker trägt sie zum Erfolg der Populisten und anti-europäischer Parteien bei und gefährdet so das gesamte europäische Projekt".

Anfänglich sei eine aggressive Lockerung der Geldpolitik richtig gewesen, so der Volkswirt. Doch mittlerweile wirkten die Schritte immer verzweifelter und es würden die Nachteile überwiegen. Verlierer seien die Sparer, "während sich Aktien- und Immobilienbesitzer die Hände reiben". Die EZB riskiert aus Sicht von Folkerts-Landau die langfristige Stabilität der Euro-Zone, wenn sie weiter auf breit angelegte Anleihenkäufe und negative Zinsen setzt.

"Wir sind deshalb überzeugt, dass sie beginnen sollte, einen geldpolitischen Kurswechsel einzuleiten", so der Ökonom. Der erwartete Anstieg der Inflation auf mehr als ein Prozent im ersten Quartal 2017 biete der EZB die Gelegenheit dazu. Die Notenbank habe trotz massiver Anleihenkäufe und Strafzinsen für die Geldhäuser Wachstum und Inflation nicht anheizen können. "Bislang zeigen die Daten nicht, dass dies besser werden wird."

Die Geldpolitik der EZB wird in Deutschland seit längerem kritisiert. Sparer leiden unter den Mini-Zinsen. Banken beklagen, es werde wegen des Zinsumfelds zunehmend schwerer, im angestammten Zinsgeschäft auskömmliche Gewinne zu erzielen. Lebensversicherer haben zudem Probleme, ihren Kunden zugesagte Renditeversprechen einzulösen. Mehrere Unionspolitiker hatten im April die Bundesregierung aufgefordert, auf eine Änderung der Geldpolitik zu dringen.

Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Immer mehr Gewaltdelikte
02.04.2025

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 offenbart ein besorgniserregendes Bild: Trotz eines leichten Rückgangs der Gesamtkriminalität...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit auf Rekordhoch: Kritik an Verlängerung des Kurzarbeitergeldes wächst
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...