Politik

„Liste der Schande“: Saudi-Arabien setzt die UN unter Druck

Lesezeit: 1 min
13.06.2016 02:05
Die UN hat Saudi-Arabien nach Druck aus Riad aus der „Liste der Schande“ gestrichen. Darin waren Staaten enthalten, die Kinder vorsätzlich töten und verstümmeln. Die Saudis hatten damit gedroht, ihre Gelder für die UN zu kürzen. Ein Engagement des Westens für die Menschenrechte war nicht zu erkennen.
„Liste der Schande“: Saudi-Arabien setzt die UN unter Druck

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die UN hat Saudi-Arabien am vergangenen Montag von ihrer „Liste der Schande“ gestrichen. In der Liste sind Länder und Organisationen enthalten, die Kindersoldaten rekrutieren oder Kinder töten. Saudi-Arabien wurde mit den Terror-Milizen  „Widerstandsarmee des Herrn“ und ISIS in einem Zug genannt, wogegen das Königreich protestierte und erfolgreich Druck auf die UN ausübte. UN-Generalsekretär Ban Ki Mon sagt, dass er diese Entscheidung gefällt habe, „um alle UNO-Hilfsfonds und Hilfsorganisationen arbeitsfähig zu halten“, berichtet der Deutschlandfunk. Saudi-Arabien wollte seine Gelder für die UN streichen.

Doch der Guardian berichtet, dass die UN dadurch ihre Glaubwürdigkeit beschädigt habe. „Diese plötzliche Wende ist schwer zu rechtfertigen. Der Nachweis, dass die saudi-geführte Koalition zivile Gebiete in den Städten im Nord-Jemen bombardiert ist überzeugend. Die UN-Berichterstatter hatten festgestellt, dass die Koalition für 60 Prozent der verunglückten Kinder verantwortlich, worunter auch der Tod von 510 Kindern gehört, was durch Bombardements ausgelöst wurde. Saudi-Arabien hat im vergangenen Jahr 49 Schulen und Krankenhäuser bombardiert. Doch trotz der Beweise, scheinen die Saudis eine Freikarte erhalten zu haben.“

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte, die UN hätten dem Druck des Militärbündnisses nachgegeben und die eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt. Der Schritt sei beispiellos und unerhört und nur auf diplomatischen Druck erfolgt, zitiert die CNN Richard Bennett, Vorsitzender des UN-Büros von Amnesty International.

Besonders kurios ist, dass Saudi-Arabien seit vergangenem Jahr den Vorsitz im UN-Menschenrechtsrat hat. Im Jemen kämpfen schiitische Huthi-Rebellen zusammen mit Verbündeten gegen die Anhänger von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Seit März 2015 bombardiert ein Bündnis aus sunnitisch-arabischen Ländern unter Führung von Jemens Nachbar Saudi-Arabien Stellungen der Rebellen.

Der Guardian kritisiert, dass Großbritannien eine wichtige Rolle bei der Unterstützung Saudi-Arabiens im Jemen spielt. Seit 2010 wurden britische Waffen im Wert von sieben Milliarden britischen Pfund an Saudi-Arabien verkauft.

Zudem wird Saudi-Arabien von Boeing 24 US-Helikopter der Klasse AH-6i Little Bird erhalten, berichtet AIN Online. Hätte die UN Saudi-Arabien nicht von der „Liste der Schande“ gestrichen, hätte Saudi-Arabien mit einem Waffen-Embargo rechnen müssen, was sich vor allem zum Nachteil der britischen und US-amerikanischen Rüstungswirtschaften ausgewirkt hätte. Katar, das ebenfals im Jemen-Krieg aktiv ist, wird von den USA 24 Apache-Helikopter geliefert bekommen, berichtet Aviation Week Network.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien: Photovoltaik und Offshore-Windkraft boomen
30.12.2024

Deutschland erzielt 2024 einen Rekordwert bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien: Mit einem Anteil von 55 Prozent am...

DWN
Technologie
Technologie Blauer Wasserstoff: Herstellung und Nutzen
30.12.2024

Blauer Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie der Energiewende. Aber was verbirgt sich dahinter? Hier erfahren Sie, wie blauer...

DWN
Politik
Politik Slowakische Regierung: Ukraine muss Gebiete aufgeben
30.12.2024

Ministerpräsident Robert Fico droht, Kalinak fordert und der Gasstreit zwischen der Ukraine und der Slowakei eskaliert. Während die...

DWN
Panorama
Panorama Flugzeugunglück Südkorea: Staatstrauer und Untersuchungen nach verheerendem Absturz
30.12.2024

Ein Flugzeugunglück erschüttert Südkorea: Eine Boeing 737-800 zerschellt am Flughafen Muan, nur zwei Menschen überleben. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Die Hausse beim Gold ist Resultat der Ankäufe Chinas und Indiens
30.12.2024

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Im Englischen spricht man von „Fool´s gold“, wenn mal wieder der Schein trügt – und...

DWN
Politik
Politik Estlink 2: Russlands Schattenflotte bedroht die europäische Infrastruktur
30.12.2024

Die Spannungen in der Ostsee nehmen zu: Nachdem vergangene Woche ein Unterwasserkabel vor Finnland beschädigt wurde, rückt Russlands...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschiebung von Straftätern nach Syrien und Afghanistan
30.12.2024

Kanzlerkandidat Merz möchte nach einem Wahlsieg die Asyl- und Einwanderungspolitik verändern. Gegenüber Mittätern des Assad-Regimes in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schluss mit Just-in-Time: Warum Lagerhaltung ein Comeback feiert
30.12.2024

Just in time war der Kern weltweiter Wertschöpfungsketten: ohne Lagerhaltung produzieren, aber pünktlich liefern. Das funktioniert nicht...