Der Versicherungskonzern Standard Life hat Auszahlungen aus dem drittgrößten britischen Immobilienfonds für 28 Tage gestoppt. In dieser Zeit werde versucht, durch Verkäufe von Immobilien Gelder einzunehmen, um die zunehmend nervösen Kunden auszubezahlen. Diese hatten nach dem EU-Referendum große Summen aus Immobilienfonds abgezogen, weil sie Preis-Einbrüche am britischen Häusermarkt befürchteten. Ebenso wie Standard Life hatten die beiden größten Immobilienfonds Großbritanniens – die von Henderson und M&G Investments verwaltet werden – den Wert ihrer Immobilien bereits in der vergangenen Woche pauschal abgewertet.
Der Vorgang weckt schlechte Erinnerungen – bereits unmittelbar vor der letzten Immobilienkrise in Großbritannien im Jahr 2007 mussten einige Fonds die Auszahlungen an ihre Kunden stoppen. Beobachter fürchten nun, dass es zu einem Teufelskreis fallender Preise am Häusermarkt kommen wird, der von den Zwangsverkäufen der Fonds noch weiter angeheizt wird. Die Entwicklung ist auch deswegen gefährlich, weil Immobilien eine der letzten Anlageklassen darstellen, mit denen Investoren im Niedrigzinsumfeld der Zentralbanken noch nennenswerte Renditen erzielen können.
„In Anbetracht der Geld-Abflüsse aus dem Immobiliensektor dürfte der Preisdruck auf gewerbliche Immobilien weiter zunehmen“, wird ein Analyst von Financial Times zitiert. „Die Gefahr besteht darin, dass es zu einem Teufelskreis kommt, der weitere Investoren dazu veranlasst, ihre Immobilienbeteiligungen mit Abschlägen zu verkaufen.“
„Der Verkaufsprozess kann sich langwierig gestalten, weil der Fondsmanager brauchbare Immobilien und potentielle Käufer finden, den besten Preis erzielen und die Transaktion abwickeln muss. Wenn dieser Prozess nicht kontrolliert wird besteht die Gefahr, dass der Fondsmanager nicht den besten Handel heraushandelt und somit langfristige Investoren vergraulen könnte“, wies ein Sprecher von Standard Life auf die Risiken der Verkäufe hin.