Politik

Leere Bank-Konten: Griechenland scheitert mit Steuer-Pfändungen

Athen sagt Steuerschuldnern und säumigen Zahlern von Rentenbeiträgen den Kampf an. Firmen und Personen werden an den Pranger gestellt, Konten gesperrt. Dennoch fließt kaum Geld in die Staatskasse.
10.07.2016 02:40
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Bemühungen der griechischen Regierung, an das Geld säumiger Zahler zu kommen, haben offenbar wenig Erfolg. Die Sperrung und Pfändung der Bankkonten von mehr als 60.000 Schuldnern vor wenigen Wochen habe bislang zu keinem nennenswerten Ergebnis geführt, berichtete die Athener Zeitung „Eleftheros Typos“ am Freitag. Zudem erscheine die Veröffentlichung der Namen von Steuerschuldnern im Internet am Donnerstag wenig aussichtsreich: Die wichtigsten Schuldner seien entweder selbst pleite, tot oder säumige Firmen existierten gar nicht mehr, so die Zeitung. Teils komme es überdies zu absurden Fällen: Der Staat stelle Unternehmen an den Pranger, die selbst staatlich seien, berichtet die griechische Presse laut dpa.

Die Inhaber gesperrter Konten hätten offenbar vorgesorgt und die Konten geräumt, schreibt „Eleftheros Typos“. Es handele sich hauptsächlich um Personen, die ihre Rentenbeiträge nicht zahlten oder beim Staat Schulden hätten. Rund 15 Prozent der vom Staat angefragten Banken antworteten demnach, die gesperrten Konten hätten „null Guthaben“. Auf fast 70 Prozent der anderen Konten lägen Beträge zwischen wenigen Cent und 100 Euro.

Auch ein anderer Versuch, ausstehende Gelder einzutreiben, scheint fehlzuschlagen: Seit Donnerstag können die Griechen im Internet nachlesen, wer dem Staat mehr als 150.000 Euro schuldet und damit mitverantwortlich für die miserable Finanzlage des Landes ist. Die öffentliche Liste beinhaltet nach Angaben des Finanzministeriums 13.730 Personen, die Athen rund 83 Milliarden Euro Steuern schulden.

Auf einer zweiten Liste säumiger Firmen stehen der griechischen Finanzpresse zufolge hauptsächlich Unternehmen, die schon seit Jahren insolvent sind. Darunter sei die ehemals staatliche Fluglinie Olympic Airways, die dem Staat 1,35 Milliarden Euro schulde sowie eine vor 25 Jahren pleite gegangene Börsenmakler-Firma mit Schulden in Höhe von 8,5 Milliarden Euro. Auch ein staatlicher griechischer Rüstungshersteller befinde sich auf der Liste. Zahlreiche Personen, die dem Staat große Summen schulden, seien im Gefängnis, zahlungsunfähig oder hätten kein Geld, berichtete die konservative Athener Zeitung „Kathimerini“.

Es ist das zweite Mal, dass das Athener Finanzministerium solch eine „Liste der Schande“, wie sie ein Teil der Presse nennt, publik macht. Bereits 2012 war eine ähnliche Liste veröffentlicht worden – auch damals ohne nennenswerte Ergebnisse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...