Politik

Sorge bei Nato und USA: Türkei riegelt Luftwaffen-Stützpunkt Incirlik ab

Lesezeit: 2 min
16.07.2016 17:59
Nach dem abgewehrten Putschversuch in der Türkei haben die türkischen Behörden den von Nato und der Bundeswehr genutzten Luftwaffenstützpunkt Incirlik in der Provinz Adana abgeriegelt. Die Energieversorgung wurde unterbrochen. Mit der Schließung ist der US-Einsatz in Syrien unterbrochen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

"Die örtlichen Behörden haben den Zugang zur Basis und auch das Verlassen des Luftwaffenstützpunktes untersagt", erklärte das US-Konsulat. "Bitte vermeiden Sie den Luftwaffenstützpunkt, bis der normale Betrieb wieder hergestellt ist", hieß es weiter. Gründe für die Abriegelung des Stützpunkts durch die türkischen Behörden wurden nicht genannt. Die US-Armee setzte ihre militärische Sicherheitsstufe für die Türkei auf die höchste Position "Delta" hinauf.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte auf Anfrage, das US-Militär habe in Absprache mit dem türkischen Militär die Sicherheitsmaßnahmen vorsorglich um eine Stufe angehoben. Bundeswehrsoldaten dürften sich nicht vom Luftwaffenstützpunkt entfernen.

Das US-Armeekommando für Europa ordnete an, die Sicherheitsstufe in der Türkei auf "Delta" zu setzen, wie aus Militärkreisen in Washington verlautete. Diese Stufe gilt sonst bei einem Terrorangriff oder einer drohenden terroristischen Attacke, wie die Quelle mitteilte. Es werde "jede Anstrengung unternommen, um die Sicherheit unserer Soldaten, Zivilisten, ihrer Familien und unserer Einrichtungen zu gewährleisten".

Die Angriffe gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) von Incirlik aus setzte die US-Armee aus. Aus Washington hieß es dazu, der für die Angriffe genutzte Luftraum sei geschlossen.

Die Bundeswehr ist auf der Basis Incirlik unweit der syrischen Grenze am internationalen Kampf gegen den Islamischen Staat beteiligt. Sie hat dort mehrere Tornados und rund 240 Soldaten stationiert. Die US-Armee hat etwa 1500 Soldaten und mehrere Dutzend Kampfflugzeuge und Drohnen auf dem Stützpunkt. Neben türkischen und britischen Kampfjets gibt es dort außerdem saudiarabische F-16-Kampfflugzeuge.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Samstag in Berlin, das Verteidigungsministerium stehe derzeit in engem Kontakt mit den Soldaten in Incirlik. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte der "Bild am Sonntag", vor dem Haupttor des Stützpunktes seien während des Putschversuchs in der Nacht zum Samstag Schüsse gehört worden. Die Stromversorgung erfolgte demnach über Notstrom-Generatoren.

Um den Stützpunkt gibt es derzeit heftigen Streit zwischen Berlin und Ankara. Ende Juni hatte die Türkei die Erlaubnis für eine Reise von Verteidigungsstaatssekretär Ralf Brauksiepe mit einer Gruppe von Abgeordneten nach Incirlik verweigert - offenbar aus Verärgerung über die Armenien-Resolution des Bundestags. Später durfte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) den Stützpunkt besuchen, allerdings nur ohne Begleitung von Journalisten.

Nach einer dramatischen Nacht mit schweren Gefechten und mehr als 260 Toten hatte die türkische Regierung den Putschversuch am Samstagmittag für gescheitert erklärt. Der starke Mann der Türkei, Staatschef Recep Tayyip Erdogan, forderte die Bevölkerung auf, auf der Straße zu bleiben. Es müsse mit einem "Wiederaufflammen" des Aufstands gerechnet werden, warnte er im Kurzbotschaftendienst Twitter. Sicherheitskräfte nahmen landesweit mehr als 2800 Soldaten unter dem Verdacht der Beteiligung an dem Putschversuch fest.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...

DWN
Immobilien
Immobilien In Life-Science-Immobilien investieren: Tipps für den Einstieg in die neue Assetklasse
26.12.2024

Immobilien in der Life-Sciences-Branche sind höchst spezialisiert und komplex - und für Investoren ein besonders spannender...