Finanzen

Credit Suisse und Deutsche Bank fallen aus europäischem Auswahl-Index

Lesezeit: 2 min
03.08.2016 23:01
Die Aktien von Credit Suisse und Deutscher Bank fallen aus dem Index Stoxx Europe 50. Die Papiere beider Großbanken verzeichneten in den vergangenen Monaten hohe Kursverluste und werden deswegen nicht mehr zu den 50 größten börsennotierten Unternehmen Europas gezählt.
Credit Suisse und Deutsche Bank fallen aus europäischem Auswahl-Index

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aktien von Credit Suisse und Deutscher Bank werden zum 8. August aus dem Aktien-Auswahlindex Stoxx Europe 50 ausgeschlossen. Ihre Plätze werden der französische Baukonzern Vinci und der niederländische Industriekonzern ASML einnehmen, wie am Dinestag bekannt wurde. Der Stoxx Europe 50 bildet die 50 größten börsennotierten Unternehmen Europas ab.

Der Ausschluss beider Großbanken basiert auf einer Regel, der zufolge Titel aus dem Stoxx-Index entnommen werden, wenn sie zwei Monate in Folge auf einer Selektionsliste auf Platz 75 oder schlechter landen. Relevant ist die Änderung insbesondere für Aktien-Fonds, welche die Indizes nachbilden, da sie ihre Portfolios entsprechend anpassen müssen. Darüber hinaus symbolisiert der Ausschluss der beiden Banken die Krise, welche Europas Geldhäuser derzeit durchstehen müssen.

Die Deutsche Bank hat allein seit dem Amtsantritt von Vorstandschef John Cryan im Juli 2015 gut die Hälfte an Wert verloren. Am Dienstag notierte sie fast vier Prozent im Minus bei 11,38 Euro - unweit vom Rekordtief bei 11,21 Euro. Der Aktienkurs der Credit Suisse ist seit Juli vergangenen Jahres von rund 28 Franken auf derzeit rund 10,50 Franken gesunken.

Beide Geldhäuser stecken auch acht Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise im Umbau fest und laufen der Konkurrenz hinterher. Die Deutsche Bank hatte die Anleger in den vergangenen Tagen gleich mit mehreren Hiobsbotschaften verschreckt: Erst schrammte das Institut im zweiten Quartal nur knapp an einem Verlust vorbei, vor allem weil der wichtige Wertpapierhandel weit unter den Erwartungen blieb. Und beim europaweiten Stresstest landeten die Frankfurter mit ihrer vergleichsweise dünnen Kapitaldecke auf einem der letzten zehn Plätze. Hier schlugen vor allem die milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten zu Buche, unter denen die Deutsche Bank noch immer ächzt. Cryan hat bereits angedeutet, dass der laufende Sparkurs möglicherweise noch einmal verschärft werden muss. Denn im Niedrigzinsumfeld brechen die Erträge immer stärker weg.

Der seit einem Jahr amtierende Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam ist dabei, den Konzern mit einem Abbau des riskanten Investmentbankings wetterfester zu machen. Zudem nahm die Bank Ende 2015 sechs Milliarden Franken frisches Kapital auf, welches allerdings schnell zu großen Teilen aufgebraucht wurde. „Die Bank ist heute sicherer als jemals zuvor“, erklärte ein Credit-Suisse-Sprecher mit Hinweis auf den rekordhohen Bestand an hartem Kernkapital. Viele Anleger befürchten dagegen, dass angesichts von drohenden weiteren Bußen und der schwierigen Marktverfassung eine weitere Kapitalerhöhung auf die Bank zukommen könnte.

Dem krisengeschüttelten italienischen Geldhaus Monte dei Paschi di Siena droht unterdessen der Rauswurf aus dem Index der 600 größten europäischen Börsenwerte. Analysten von Exane rechnen damit, dass die älteste Bank der Welt bei der nächsten turnusmäßigen Überprüfung im September den Stoxx Europe 600 verlassen muss. Auch deutsche Unternehmen könnten von der Überprüfung des Index betroffen sein. Schaeffler habe gute Chancen aufgenommen zu werden, dagegen müsse Bilfinger wohl den Stoxx Europe 600 verlassen, schrieben die Exane-Experten.

Für die angeschlagene Monte dei Paschi wäre der Rauswurf aus dem Index der nächste Schlag, seit 17 Jahren gehören sie dem Börsenbarometer an. In den vergangenen Monaten verlor die Bank allerdings wegen ihrer existenzbedrohenden Krise deutlich an Börsenwert - seit 2007 hat die Aktie mehr als 90 Prozent eingebüßt. Das Institut ist nicht einmal mehr eine Milliarde Euro wert, in seinen besten Zeiten kam es auf mehr als zwölf Milliarden Euro.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...