Politik

Merkel räumt Gefahren für Sparer durch EZB-Politik ein

Lesezeit: 1 min
30.08.2016 02:34
Bundeskanzlerin Merkel hat erstmals vor den Gefahren der EZB-Politik für die Sparer gewarnt. Ohne Reformen in den Haushalten werde die Wirkung der Geldpolitik verpuffen. Die EZB hat ihre Ankäufe im Sommer leicht gedrosselt.
Merkel räumt Gefahren für Sparer durch EZB-Politik ein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken droht nach Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel ohne Strukturreformen der Euro-Staaten ihre Wirkung zu verfehlen. Es gebe Vor- und Nachteile der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte Merkel am Montagabend in Schwerin auf einer CDU-Wahlkampfveranstaltung. Die niedrigen Zinsen könnten die Wirtschaft leichter wieder in Gang bringen, andererseits gebe es unbestritten auch erhebliche Risiken für langfristige Geldanlagen. „Aber wenn es nicht begleitet wird von staatlichen Reformmaßnahmen, dann besteht die Gefahr, dass die Währungspolitik nicht die Wirkung entfalten kann, die sie entfalten soll“, warnte Merkel. „Deshalb ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, um möglichst schnell wieder zu einem Zinssatz zu kommen, der auch für Lebensversicherungen, für Geldanlagen besser ist, indem wir Strukturreformen als Länder machen, indem wir Wachstum erzeugen und durch Wachstum dann auch die Inflationsrate wieder steigt.“ Der Realzins sei derzeit aber nicht so schlecht, weil die Differenz zwischen Inflation und Zinsniveau anders als in früheren Jahren sehr gering sei.

Die EZB hat zum Ausklang der Hauptferienzeit ihre in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe gedrosselt. In der Woche bis zum 26. August nahmen die Währungshüter Staatstitel der Euro-Länder im Volumen von 10,31 Milliarden Euro in ihre Bücher, wie die EZB am Montag in Frankfurt mitteilte. In der Woche zuvor waren es 11,86 Milliarden Euro. Die EZB und die nationalen Notenbanken haben damit seit Start des Programms im März 2015 Staatspapiere im Umfang von 990,81 Milliarden Euro erworben.

Mit den Transaktionen will die EZB der Wirtschaft im Währungsraum einen Schub geben und die aus ihrer Sicht unerwünscht niedrige Inflation nach oben treiben. Durch die Käufe sollen die Anleihenzinsen gedrückt werden, wodurch diese Wertpapiere als Investment für Banken unattraktiv werden. Stattdessen sollen die Geldhäuser mehr Kredite an Firmen und Haushalte ausreichen, was der Wirtschaft zugutekommen würde.

Das Kaufprogramm soll noch mindestens bis Ende März 2017 laufen und dann ein Volumen von 1,74 Billionen Euro erreichen. Neben Staatsanleihen umfasst es Pfandbriefe, Regionalanleihen, Hypothekenpapiere und seit kurzem auch Firmenanleihen. In der Woche bis zum 26. August erwarben die Währungshüter Schuldtitel von Unternehmen im Umfang von 1,5 Milliarden Euro nach 1,6 Milliarden die Woche zuvor. Neben der Bundesbank beteiligen sich die Notenbanken Italiens, Frankreichs, Spaniens, Belgiens und Finnlands an den Käufen von Firmenbonds, die von der EZB gesteuert werden. Unter anderem haben die Euro-Wächter schon Papiere von Bayer, Bertelsmann, Metro und Siemens erworben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...