Die Situation im italienischen Bankensystem bleibt angespannt. Am Freitag verzeichneten die Aktien aller großen Banken des Landes an der Mailänder Börse Verluste. Titel von UniCredit lagen deutlich über 3,5 Prozent im Minus, ebenso wie die Papiere von Intesa Sanpaolo (minus 2 Prozent) und Banca Monte dei Paschi di Siena (minus 2,8 Prozent).
Die UniCredit plant, Vermögenswerte und Beteiligungen in großem Stil zu verkaufen, um schnell an frisches Eigenkapital zu kommen. Sie will eine notwendige Kapitalerhöhung durch zahlreiche Anteilsverkäufe möglichst klein halten. Bis zu zehn Milliarden Euro sollen zusammenkommen, indem Beteiligungen abgestoßen oder verringert werden, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.
Durch die eigentliche Kapitalerhöhung – die Ausgabe neuer Aktien – sollten dann noch fünf bis sechs Milliarden Euro eingenommen werden. Zum Verkauf stünden unter anderem Beteiligungen am Online-Broker Fineco, der polnischen Bank Pekao und dem Vermögensverwalter Pioneer. Italiens größte Bank wird am 13. Dezember ihren neuen Entwicklungsplan vorstellen, berichtet der Kurier aus Österreich.
UniCredit ist Italiens größte Bank und leidet wie viele Rivalen unter der jahrelangen Rezession der italienischen Volkswirtschaft. Die Mutter der Münchner HypoVereinsbank hat ein kleineres Kapitalpolster als viele Konkurrenten. Es dürfte zudem durch den geplanten Verkauf von faulen Krediten weiter geschwächt werden, weil solche Darlehen meist unter Buchwert abgestoßen werden und somit zu Verlusten führen.
Die angeschlagene italienische Bank Monte dei Paschi di Siena erwägt hingegen durch die Umwandlung von Anleihen in Aktien, die Höhe einer geplanten Kapitalerhöhung zu drücken. Insider erklärten, statt wie bislang fünf Milliarden Euro würden dann nur noch etwa drei Milliarden Euro von potentiellen Investoren eingesammelt werden müssen. Bis zum 24. Oktober soll offenbar ein konkreter Plan erstellt und bis Ende November eine Aktionärssitzung einberufen werden.
Auch eine Beteiligung des Staates und damit der Steuerzahler wird offenbar erwogen. Eine „vorbeugende Rekapitalisierung durch den italienischen Staat“ könne ein Weg sein, um eine etwaige Lücke bei der geplanten Kapitalerhöhung von fünf Milliarden Euro zu schließen, sagte ein Insider. Zuvor hatte der Chef der EU-Bankenregulierungsbehörde EBA Italiens Geldhäusern zur Bewältigung ihrer Probleme mit faulen Krediten Staatshilfe ans Herz gelegt. Das Problem müsse bald gelöst werden, sagte Andrea Enria der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ vom Donnerstag. „Wenn staatliche Hilfe ein Teil der Lösung ist, lasst sie uns nutzen“, erklärte er mit Blick auf die italienische Traditionsbank Monte dei Paschi.
Wie viele italienische Bankhäuser leidet Monte Paschi unter einer ungewöhnlich großen Zahl fauler Kredite. Die 1472 gegründete Bank hatte beim jüngsten Stresstest der EU so schwach abgeschnitten wie kein anderes Institut in Europa, ihr Aktienwert beträgt derzeit etwa 18 Cent.
UniCredit -Chef Jean-Pierre Mustier befürchtet bei der geplanten Kapitalerhöhung keine Konkurrenz durch Monte dei Paschi di Siena. „Ich mache mir gar keine Sorgen, ich arbeite an einem strategischen Plan für UniCredit, den wir bis Jahresende vorstellen wollen“, sagte der Chef der HypoVereinsbank-Mutter.
Einen anderen Weg will die Banca Carige gehen. Insiderinformationen zufolge will sie mit Hilfe von Staatsgarantien faule Kredite loswerden. Ziel sei der Verkauf von Darlehen im Wert von 900 Millionen Euro, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Insider. Die in Genua ansässige Bank arbeite mit der Banca IMI als Berater an dem Verkauf dieser Kredite, deren Rückzahlung als gefährdet gilt. Carige hat im ersten Halbjahr einen Verlust von 206 Millionen Euro verbucht, nachdem riskante Darlehen im Wert von 345 Millionen Euro abgeschrieben werden mussten.