Finanzen

Vorbild Spanien: Auch Zypern will seine Banken von der EU retten lassen

Lesezeit: 1 min
11.06.2012 15:59
Zypern hat einen großen Finanzbedarf für die Rettung seiner Banken und will nun um ein Rettungspaket bitten. Jedoch nicht nur für seine Banken, sondern für das ganze Land, sagte der Finanzminister des Landes. Vielleicht schon an diesem Wochenende.
Vorbild Spanien: Auch Zypern will seine Banken von der EU retten lassen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die zypriotischen Banken haben aufgrund ihres Engagements in Griechenland viel Geld verloren und müssen rekapitalisiert werden. Das Land braucht also dringend Geld und will nun nach einem Rettungspaket fragen. „Das Problem ist dringend“, sagte der zypriotische Finanzminister Vassos Shiarly am Montag. „Wir wissen, dass die Rekapitalisierung der Banken bis zum 30. Juni abgeschlossen sein muss, und es sind nur noch ein paar Tage Zeit.“ Einen Tag später tritt Zypern übrigens die sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft an.

Doch nicht nur für die Banken soll um Hilfe gebeten werden, sondern gleich für das ganze Land. „Wenn man den Unterstützungs-Mechanismus anfragt, berücksichtigt man alle Fakten, einschließlich der Bedürfnisse, die in den kommenden Perioden auftreten können.“ Folglich „wäre es eine umfassende Anfrage, bei der nicht nur die gegenwärtigen Umstände und die Rekapitalisierung der Banken berücksichtigt werde, sondern auch zukünftige Anforderungen“, fügte Vassos Shiarly hinzu.

Wie groß ein solches Rettungspaket werden müsste, darüber machte der Finanzminister keine Angaben. Doch das Land hat seit einem Jahr keinen Zugang mehr zu den Finanzmärkten und das Defizit vergrößert sich. Im nächsten Jahr werden Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 2 Milliarden Euro fällig. Und allein um die Bank Popular zu retten, die bereits händeringend nach einem Investor sucht, der die Finanzlücke von 1,8 Milliarden Euro stopfen kann, bräuchte Zypern rund 10 Prozent seines BIPs. Findet sich dieser Investor nicht, müsste der Staat einspringen.

Angesichts der Tatsache, dass die Anfrage nach einem Rettungspaket meist am Wochenende gestellt werde, um eine Störung der Finanzmärkte zu minimieren, könnte Zypern theoretisch am kommenden Wochenende, wenn sich alles auf die Wahlen in Griechenland konzentriert, um ein Rettungspaket fragen, sagte der Finanzminister. Aber auch der 23 oder 24. Juni wären möglich.

Derzeit verhandelt Zypern noch mit einem Drittland über eine Finanzspritze. Es wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um China handelt - direkte Angaben gibt es jedoch nicht. Im vergangenen Jahr erhielt Zypern von Russland einen bilateralen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Durch die Verhandlungen mit dem Drittland, erhofft sich Zypern, dass es dadurch bessere Bedingungen für das Rettungspaket der EU-Partner sichern kann. Das Land ist vor allem besorgt darüber, dass es sein Steuersystem ändern müsste – die Steuern in Zypern zählen zu den niedrigsten in der EU.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...