„Kurz vor der Zielgeraden sind wir gescheitert", sagte Bernhard Schiederig, Sekretär von Ver.di. Endlich hatte man mit Neckermann einen Kompromiss über einen Sozialplan für die im April angekündigten Entlassungen von 1.380 Mitarbeitern gefunden, die das Unternehmen bis Ende des Jahres verlassen sollte. Doch kurz darauf kam das Nein vom Eigentümer, dem US-Finanzinvestor Sun Capital. „Kurz vor der Unterschrift hat Sun erklärt, dass sie kein Geld mehr zur Verfügung stellen, so dass die Zahlungsfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist", fügt Bernhard Schiederig hinzu. Im April hatte Capital Sun zugesagt, 25 Millionen Euro in den Umbau des Unternehmens zu investieren.
„Unter den gegebenen Rahmenbedingungen kann das Unternehmen in seiner bestehenden Form damit nicht fortgeführt werden", begründete Sun Capital die Entscheidung. Deshalb sei ein Insolvenzantrag „unausweichlich“ gewesen. Der Restrukturierungsplan für Neckermann.de hätte 60 Millionen Euro gekostet – so viel wollte Sun Capital nicht mehr investieren.
Zu spät hat Neckermann sich von seinem Kataloggeschäft verabschiedet. Erst im April zog sich das Unternehmen aus diesem Bereich zurück und wollte sich fortan auf den Internetversandhandel konzentrieren. Auch der Eigenhandel mit Textilien und das Frankfurter Zentrallager sollten getilgt werden. Nun will Neckermann.de versuchen, „das laufende Geschäft auch im vorläufigen Insolvenzverfahren aufrechtzuerhalten und alle Möglichkeiten prüfen, die sich zur Fortführung des Geschäfts ergeben", so das Management des Unternehmens.
Das 1950 gegründete Unternehmen erwirtschaftete zuletzt nach eigenen Angaben mit bundesweit rund 2.400 Angestellten fast 80 Prozent seines Umsatzes über das Internet. Doch das lange Festhalten am einbrechenden Kataloggeschäft verschlang die Erfolge im Onlinegeschäft.