Panorama

Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen Erwärmung viele Menschen schon heute spüren. In Zukunft könnten deutlich mehr betroffen sein. Ein Forschungsteam legt neue Ergebnisse dazu vor.
09.05.2025 12:50
Lesezeit: 2 min

Endlos-Hitze bedroht vor allem junge Menschen: Wetterextreme nehmen weltweit zu

Kinder, die im Jahr 2020 geboren wurden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, während ihres Lebens mehrmals mit einer Endlos-Hitze konfrontiert zu werden als ältere Generationen. Selbst bei einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau wären rund 52 Prozent der heute etwa Fünfjährigen im Laufe ihres Lebens außergewöhnlich starken Hitzewellen ausgesetzt. Bei Menschen, die 1960 geboren wurden, liegt der Anteil dagegen nur bei 16 Prozent. Dies geht aus einer Studie von Luke Grant von der Vrije Universiteit Brüssel im Fachjournal "Nature" hervor.

Der Klimawandel hat nachweislich zu einem Anstieg und einer Intensivierung von Wetterextremen geführt. "Der menschliche Einfluss ist bei Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren, Missernten sowie bei bestimmten Merkmalen von Waldbränden und tropischen Stürmen erkennbar", so das Forschungsteam. Bisher wurde jedoch kaum untersucht, in welchem Maße einzelne Menschen künftig davon betroffen sein werden. Mithilfe von Klimamodellen und Bevölkerungsdaten ermittelten die Forschenden, wie viele Menschen im Laufe ihres Lebens außergewöhnlichen Extremereignissen wie einer Endlos-Hitze ausgesetzt sein könnten.

Endlos-Hitze im Sommer? Drei Zukunftsszenarien

Drei verschiedene Zukunftsszenarien wurden analysiert, bei denen die mittlere Oberflächentemperatur der Erde bis zum Jahr 2100 um 1,5 Grad, 2,5 Grad oder 3,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit ansteigt. Dabei untersuchten die Forscher, welche Auswirkungen die einzelnen Szenarien auf Menschen unterschiedlicher Geburtsjahrgänge hätten.

Im globalen Maßstab würden 52 Prozent der im Jahr 2020 geborenen Kinder im 1,5-Grad-Szenario (entspricht etwa 62 Millionen Menschen) im Laufe ihres Lebens unter extremer Endlos-Hitze leiden. Im 3,5-Grad-Szenario wären es sogar 92 Prozent (111 Millionen). 29 Prozent wären zusätzlich von Ernteausfällen betroffen, 14 Prozent von Flussüberschwemmungen. Würden alle auf Klimakonferenzen zugesagten Maßnahmen gegen den Klimawandel umgesetzt, könnte sich die Erdtemperatur laut den Forschenden bis zum Jahr 2100 dennoch um 2,7 Grad erhöhen.

Sollte es dagegen gelingen, die Erderwärmung durch zusätzliche Einsparungen bei Treibhausgasen auf 1,5 Grad zu begrenzen, könnten 613 Millionen Menschen, die zwischen 2003 und 2020 geboren wurden, von einer beispiellosen Belastung durch Endlos-Hitze verschont bleiben. Auch andere Wetterextreme würden seltener auftreten: Bei Ernteausfällen beträfe das 98 Millionen Menschen, bei Überschwemmungen 64 Millionen, bei tropischen Stürmen 76 Millionen, bei Dürren 26 Millionen und bei Waldbränden 17 Millionen. "Unsere Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit umfassender und dauerhafter Emissionssenkungen, um die Belastung junger Generationen durch den Klimawandel zu verringern", so die Autoren.

Signifikate Unterschiede bei Wetterextremen

Eine außergewöhnliche Belastung durch Extremereignisse definieren die Forschenden als eine Wahrscheinlichkeit von unter 1 zu 10.000, dass ein Mensch ohne Klimawandel im Leben derselben Extrembelastung ausgesetzt wäre. Die Autoren betonen auch Einschränkungen ihrer Analyse – etwa, dass die Auswirkungen von Binnenmigration nicht einbezogen wurden.

Zudem stellte das Team um Grant fest, dass es signifikante Unterschiede zwischen reicheren und ärmeren Ländern gibt. Diesen Punkt heben Rosanna Gualdi und Raya Muttarak von der Università di Bologna (Italien) in einem "Nature"-Kommentar hervor: "Im Szenario einer Erwärmung um 2,7 Grad mit gegenwärtiger Politik sind sozioökonomisch benachteiligte Gruppen – also Menschen mit niedrigem Einkommen und schwachem Bruttoinlandsprodukt – deutlich stärker von Endloshitze betroffen als andere Bevölkerungsgruppen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren in Europa: Pony AI testet Robotaxis mit Stellantis
09.11.2025

Europa steht vor einem neuen Kapitel der urbanen Mobilität. Technologische Entwicklungen und internationale Kooperationen treiben die...

DWN
Technologie
Technologie Phishing schlägt Firewalls: Warum Technik allein nicht schützt
09.11.2025

Firewalls, Verschlüsselung, Millionenbudgets – und doch reicht ein schwaches Passwort oder ein unbedachter Klick, um ein ganzes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...