Politik

Schweizer Nationalbank warnt vor Immobilien-Blase

Lesezeit: 2 min
13.09.2012 16:58
Spekulationen über eine Überhitzung bei den Schweizer Immobilien gab es schon viele: Nun warnt erstmals die SNB vor einer gefährlichen Entwicklung. Die SNB sieht auch keine Erholung der Wirtschaft.
Schweizer Nationalbank warnt vor Immobilien-Blase

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Immer wieder haben Experten in den vergangenen Monaten vor dem Platzen einer Immobilienblase gewarnt. Nun hat erstmals die Schweizerische Nationalbank (SNB) angedeutet, dass im Schweizer Immobilienmarkt erhebliche Risiken stecken. Die SNB drückt ihre Sorge ziemlich versteckt am Ende einer Mitteilung über die Geldpolitik aus. Hier warnt die Bank: „Auch die Lage an den Finanzmärkten bleibt fragil. Zudem gehen von der weiterhin hohen Dynamik auf dem schweizerischen Hypothekar- und Immobilienmarkt für Wohneigentum mittelfristig Risiken für die Finanzstabilität aus.“

Dies heißt im Banken-Chinesisch: Achtung Blase! Der Grund liegt in dem fast schon deflationären Umfeld in der Schweiz: In der Schweiz herrscht so gut wie keine Inflation. Die SNB zu den Ursachen: „Die bedingte Inflationsprognose der Nationalbank fällt im Vergleich zum Juni etwas tiefer aus. Sie beruht auf einem Dreimonats-Libor von 0%. Die nochmals gedämpfteren Inflationsaussichten sind zum einen auf ungünstigere Perspektiven für die Weltwirtschaft und eine ausgeprägtere Unterauslastung der Produktionskapazitäten in der Schweiz zurückzuführen. Zum anderen ist die erwartete Abwertung des Frankens bisher ausgeblieben. Die Prognose geht nach wie vor von einer Abschwächung des Frankens über den Prognosezeitraum aus. Für 2012 wird eine Inflationsrate von minus 0,6% erwartet. Für 2013 rechnet die Nationalbank mit einer Inflation von 0,2% und für 2014 von 0,4%. Für die nächsten Jahre gibt es somit in der Schweiz keine Inflationsgefahren.“

Dies bedeutet, dass Immobilien an Wert verlieren könnten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat schon vor Monaten genau vor dieser Entwicklung gewarnt. Der IWF hält es für möglich, dass in der Schweiz nach einer Deflation ein deutlicher Anstieg der Inflation folgen könnte (mehr dazu - hier).

Die SNB sieht das nicht so, im Gegenteil: Sie fürchtet weiter, dass der Schweizer Franken zur Fluchtwährung werden könnte und will deshalb am Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro festhalten. Man werde bei „ihn auch in Zukunft mit aller Konsequenz durchsetzen“. Die SNB sieht keine Entspannung in der Eurokrise und zeigt Entschlossenheit: Sie sei bereit, „Devisen in unbeschränkter Höhe zu kaufen“. Die Begründung: „Der Franken ist nach wie vor hoch bewertet und belastet die Schweizer Wirtschaft. Die Nationalbank wird deshalb eine Aufwertung des Frankens mit ihren schwerwiegenden Folgen für die Preis- und Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz nicht zulassen. Sie belässt das Zielband für den Dreimonats-Libor bei 0%-0,25%. Wenn nötig ist sie bereit, jederzeit weitere Maßnahmen zu ergreifen.“

Die Abwärtsrisiken für die Schweizer Wirtschaft werden nach Einschätzung der SNB in nächster Zeit hoch bleiben. Die globale Konjunkturlage bleibt verletzlich. Auf den Wachstumsperspektiven lastet einerseits die Krise in der Eurozone, andererseits die Unsicherheit über anstehende fiskalpolitische Entscheidungen in den USA.

Im Detail sieht die SNB eine „kraftlose“ Entwicklung der Konjunktur: „Im zweiten Quartal 2012 schwächte sich das Wirtschaftswachstum weltweit ab. Obwohl die Schwellenländer die globale Expansion weiterhin stützten, fielen ihre Wachstumsraten geringer als erwartet aus. In den USA blieb die Wirtschaftsentwicklung kraftlos. In der Eurozone verschärften sich die rezessiven Tendenzen; viele Peripherieländer verzeichneten stark negative Wachstumsraten. Das ungünstige internationale Umfeld belastete auch die Schweizer Wirtschaft. Im zweiten Quartal ging das reale Bruttoinlandprodukt leicht zurück und die Arbeitslosenzahl stieg an. Aufgrund der schlechteren weltwirtschaftlichen Aussichten und der Abwärtsrevision des Bruttoinlandprodukts für die zurückliegenden Quartale erwartet die SNB für 2012 nun ein Wachstum von rund 1% für die Schweiz gegenüber 1,5% im Juni.“


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