Politik

Unerwünschte Nebenwirkung: Nach ESM-Urteil steigt der Druck auf die EZB

Die Begrenzung der deutschen Beteiligung am ESM auf 190 Milliarden Euro führe dazu, dass sich der Fokus auf den Anleihenkauf durch die EZB verschiebe, schätzen Analysten. Die Auflagen aus Karlsruhe dürften Mario Draghi Kopfzerbrechen bereiten.
13.09.2012 01:05
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Begrenzung der deutschen ESM-Beteiligung auf 190 Milliarden Euro führe dazu, dass sich der Fokus nun auf das Kaufprogramm für Staatsanleihen (OMT) der Europäischen Zentralbank (EZB) verschiebe, glauben Beobachter. Der 500 Milliarden Euro ESM sei in der Form, wie die Karlsruher Richter sie vorgeben, nicht „annähernd“ in der Lage, die spanische und italienische Wirtschaft zu stützen, so die Analysten des Think Tank Open Europe. Die Entscheidung der vergangenen Woche, den Kauf von Staatsanleihen in unbegrenzter Form möglich zu machen (hier), verringere zudem ohnehin die Abhängigkeit vom ESM - zumal die Maßnahmen der EZB keinerlei Vorgaben im Hinblick auf Transparenz entsprechen müssen (mehr dazu - hier). Eine wirklich nachhaltige Lösung ist das Gelddrucken durch die EZB auch nicht: Das Geld wachse schließlich nicht auf den Bäumen, sagte der britische EU-Parlamentarier Nigel Farage bei der Sitzung des Parlaments am Mittwoch.

Doch auch für die EZB gibt es Hürden. Länder, die den Anleihenkauf in Anspruch nehmen wollen, müssen zunächst durch den ESM gestützt worden sein – und das unterliegt bestimmten Bedingungen, die nicht jedes Land, dazu gehöre in erster Linie Spanien, erfüllen wolle. Auch Anleihenkauf sei deshalb auch „effektiv begrenzt und abhängig vom Bundestag“.

Das Bundesverfassungsgericht ließ zudem anklingen, dass weitere struktuerelle Änderungen am ESM notwendig seien. Das sei, so die Analysten, auf drei verschiedene Arten möglich. Der Bundestag könnte die Auflagen umsetzten und den ESM anschließend erneut ratifizieren oder der Vertrag müsse komplett neu geschrieben werden, um sicherzugehen, das alle Änderungen aufgenommen werden. Beides würde zu weiteren Verzögerungen führen. Wahrscheinlicher sei allerdings, dass die notwendigen Änderung im Vertrag vor der Unterzeichnung durch Bundespräsident Gauck eingearbeitet würden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Migration und Asylpolitik: Faesers Bilanz und die Kontroversen
01.04.2025

Nancy Faeser zieht Bilanz: Weniger Asylanträge, mehr Abschiebungen – die geschäftsführende Innenministerin ist zufrieden. Doch nicht...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Politik
Politik Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück
01.04.2025

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs...