Beim Besuch des Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums in Berlin-Lichtenberg zeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel ein pessimistisches Bild der Zukunft der EU. Die Schuldenkrise werde noch lange anhalten. Reformen könnten nicht von heute auf morgen wirken. „Daher muss man eher in Jahren messen, bevor die Arbeitslosigkeit wieder gesunken ist und wir ähnliche Wirtschaftsniveaus (wie vor der Krise) haben“, zitiert Reuters die Kanzlerin.
Merkel verteidigte ihre Spar-Anstrengungen: „Wenn man jedes Jahr mehr verbraucht als man einnimmt, ist irgendwas nicht in Ordnung.“ Das Sparen sei alternativlos. Wenn sich Europa weiter Wohlstand und Entwicklung leisten wolle, dann müsse es Schulden reduzieren und wieder wettbewerbsfähig sein. „Wir müssen so gut sein, dass wir insgesamt auf der Welt unsere Dinge verkaufen können“, so Merkel.
Auf der Website der Bundeskanzlerin sieht die Welt allerdings harmonischer aus. Die Arbeitslosigkeit kommt nicht vor. Hier ist vielmehr zu lesen:
Eine lebendige und interessante Debatte entwickelt sich während der Podiumsdiskussion über Europa. Auf die einleitende Frage, ob wir zukünftig mehr oder weniger Europa haben werden, antwortet die Kanzlerin entschieden: „Es wird mehr Europa geben.“ Europa sei ein Projekt, das von einer Gemeinschaft getragen werde.
Und die Kanzlerin fügt hinzu: „Auf lange Sicht geht es uns in Deutschland nur gut, wenn es auch Europa gut geht.“ Deutschland müsse seine Wettbewerbsfähigkeit ausbauen, um gegenüber aufstrebenden Nationen wie Indien und China konkurrenzfähig bleiben zu können.
Zahlreiche Themen kommen in der Diskussion zur Sprache, zum Beispiel die Eurokrise, Einwanderung und Asylpolitik sowie Klimafragen.
Der Besuch der Kanzlerin in der Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums in Berlin-Lichtenberg war Teil eines Programms, das Merkel im Zuge der EU-Ratspräsidentschaft 2007 eingeführt hatte.
Zur Schuldenkrise äußerte sich Merkel nicht im Detail - möglicherweise auch aus Rücksicht auf den Namensgeber der Schule, Johann Gottfried Herder:
Der schrieb - einige Zeit vor Ben Bernanke und Mario Draghi - den Schülern ins Stammbuch („Vom Fortschreiten einer Schule mit dem Zeitalter“, 1798):
Rechnen muß ein Knabe lernen, damit er sein Leben berechne, denn die gesamte Vernunft, zumal die Führung menschlicher Dinge, heißt Rechnen.