Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht in Krisenzeiten die Bringschuld bei der EZB. Die Geldpolitik muss noch weiter gelockert werden. Japans Zentralbank ist aus Sicht der OECD ein gutes Beispiel, wie man die Krise bekämpfen kann. Nüchterne Beobachter sehen in Japans massivem Gelddrucken dagegen den Beginn des größten Währungskriegs seit den 1930er Jahren.
Seit mehr als einem Jahr pumpt Draghi Geld in die Finanzinstitute der Eurozone. Doch positive Folgen für die Realwirtschaft hat dies noch nicht mit sich gebracht. Vielmehr versuchen sich die europäischen Banken, sich durch die Niedrigzins-Politik und die EZB-Kredite Liquidität und Zeit zu verschaffen. Und die massiven Ankäufe von Staatsanleihen haben etlichen Regierungen noch ein wenig Luft zum Atmen gegeben, bevor die tatsächlich auch einen Bailout beanspruchen müssen (hier).
Die OECD ist jedoch der Meinung, dass die EZB noch viel mehr tun müsste. Sollte sich die Wirtschaft in Europa nicht erholen, müsse „auch die EZB bereit sein, eine noch aktivere Rolle zu spielen“, sagte der OECD-Generalsekretär, Angel Gurría, dem Tagesspiegel. Er kritisierte, dass in vielen Ländern lockere Geldpolitik mit harter Fiskalpolitik kombiniert werde.
In Japan aber habe man einen anderen Weg eingeschlagen, den Gurría befürwortet. „Japan macht es anders und kombiniert eine lockere Geldpolitik mit einer lockeren Fiskalpolitik. Das ist einen Versuch wert“. Auch wenn der Einsatz für diese Art der Herangehensweise sehr hoch sei.
Man darf Gurría zufolge die lockere Geldpolitik, die die Zentralbanken wie die Fed, die Bank of England und die Bank of Japan betreiben, nicht verurteilen. Schließlich werde am Ende jeder etwas davon haben. „Wenn diese Länder die Wende schaffen, werden sie Waren in aller Welt bestellen, dann geht es wieder bergauf.“