VW-Aktie aktuell im Minus: Deutlicher Rückgang beim Gewinn
Die VW-Aktie rutschte kurz nach dem Start in den Börsenhandel am Mittwoch auf unter 95 Euro ab - ein Minus von annähernd zwei Prozent gegenüber dem Schlusskurs des Vortages. Nach einem kurzen Sprung in die Gewinnzone - Die VW-Aktie notierte via XETRA zeitweise 1,15 Prozent höher bei 98,94 Euro -, stehen bei der VW-Aktie aktuell wieder rote Vorzeichen. Gegen 10:30 Uhr notiert die VW-Vorzugsaktie (VW-Aktie vz) annähernd 0,6 Prozent im Minus bei 97,66 Euro.
Der Grund für die Verunsicherung der Anleger ist einfach und gleichzeitig schwerwiegend: Im ersten Quartal sank der Konzerngewinn von Volkswagen nach Steuern im Jahresvergleich um 40,6 Prozent auf 2,186 Milliarden Euro. Damit zeigt sich erneut, wie stark Europas größter Autobauer unter den aktuellen Marktbedingungen zu kämpfen hat. Auch das EBIT fiel deutlich: Um 37 Prozent auf 2,87 Milliarden Euro. Die operative Marge sank im gleichen Zeitraum von 6,0 auf 3,7 Prozent. Damit liegt Volkswagen deutlich unter der angestrebten Zielspanne von 5,5 bis 6,5 Prozent für das Gesamtjahr.
Sonderbelastungen drücken aufs Ergebnis
Einen erheblichen Anteil an der schwachen Entwicklung haben Sonderkosten in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro. Diese resultieren aus Rückstellungen für CO2-Verpflichtungen, dem Umbau der defizitären Softwaretochter Cariad sowie Altlasten aus dem Dieselskandal. Weitere Belastungen entstanden durch schwache Ergebnisse in China – einem bislang tragenden Markt – sowie durch Verluste im Batteriesegment.
Zudem hat selbst die bisher als besonders margenstark geltende Tochter Porsche nicht wie erhofft zum Konzernergebnis beigetragen. Insgesamt bleibt die finanzielle Lage des Konzerns daher angespannt.
Umsatz steigt dennoch leicht
Immerhin konnte Volkswagen den Umsatz im ersten Quartal leicht steigern. Er legte um knapp drei Prozent auf 77,6 Milliarden Euro zu. Verantwortlich dafür ist vor allem ein höheres Auslieferungsvolumen in Westeuropa. Dort steigt die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen weiterhin deutlich. Nach Konzernangaben ist inzwischen jedes fünfte verkaufte Fahrzeug in Westeuropa vollelektrisch.
Der Auftragseingang in dieser Region zeigt sich ebenfalls robust: "Unsere Autos kommen sehr gut bei unseren Kunden an", erklärte Finanzvorstand Arno Antlitz. "Der Auftragseingang in Westeuropa ist deutlich gestiegen, und unsere Auftragsbücher füllen sich schnell."
VW-Aktienkurs schwankt: Börse reagiert sensibel
Die VW-Aktie reagierte auf die Nachrichten mit einem Kursrückgang. Vorbörslich verlor das Papier rund drei Prozent, zeitweise notierte die Volkswagen-Aktie höher. Die kurzfristige Kursentwicklung bleibt somit volatil. Ausschlaggebend für den weiteren Verlauf dürften insbesondere geopolitische Risiken sein, allen voran neue Zölle der US-Regierung.
Die Erwartungen der Analysten wurden jedenfalls verfehlt: Diese hatten laut Bloomberg im Schnitt mit einem Gewinn vor Steuern von 3,58 Milliarden Euro gerechnet. Damit sorgt das aktuelle Zahlenwerk für Enttäuschung bei den Marktbeobachtern. Die VW-Aktie bleibt unter Druck.
Prognose bestätigt – unter Vorbehalt
Trotz des schwachen Jahresstarts hält Volkswagen an seiner bisherigen Jahresprognose fest. Der Konzern geht weiterhin davon aus, dass die Umsatzerlöse im Jahr 2025 das Vorjahr um bis zu fünf Prozent übertreffen werden. Auch bei der operativen Marge bleibt das Ziel von 5,5 bis 6,5 Prozent bestehen. Allerdings ist in dieser Einschätzung noch keine potenzielle Belastung durch neue US-Zölle enthalten.
Die von Donald Trump angestoßene US-Handelspolitik könnte in naher Zukunft negative Auswirkungen auf die Gewinne haben – insbesondere bei Fahrzeugen, die aus Europa und Mexiko in die Vereinigten Staaten exportiert werden. Eine Anpassung der Prognose sei daher nicht ausgeschlossen, sollte sich die Zollthematik weiter zuspitzen.
Management setzt auf Kostendisziplin
Angesichts der schwachen Quartalszahlen und der unsicheren weltwirtschaftlichen Lage setzt der Konzern verstärkt auf Kostenkontrolle. CFO und COO Arno Antlitz betonte mehrfach: "Gerade, weil die weltweiten ökonomischen Rahmenbedingungen gegenwärtig so unsicher sind, müssen wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir selbst beeinflussen können." Dazu zählt in erster Linie eine "wettbewerbsfähige Kostenstruktur", um auch unter schwierigen Bedingungen wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.
Diese strategische Ausrichtung ist besonders relevant, da die Belastungen nicht nur von außen kommen. Auch konzerninterne Herausforderungen wie die Neuausrichtung der Softwarestrategie und der Einstieg ins Batteriegeschäft erzeugen zusätzlichen finanziellen Druck.
E-Mobilität wächst, aber belastet Rendite
Ein weiterer Aspekt: Der stark wachsende Anteil von Elektrofahrzeugen innerhalb der Auslieferungen ist einerseits ein Zeichen für die Transformation des Konzerns, andererseits belastet die noch vergleichsweise niedrige Rentabilität dieser Modelle das operative Ergebnis. Laut Antlitz ist eine Marge von rund vier Prozent bei E-Fahrzeugen aktuell Realität – und damit deutlich unter dem, was mit Verbrennern erzielt werden kann.
Volkswagen bleibt hier also in einer Zwickmühle: Der Konzern muss und will die Elektromobilität weiter ausbauen, steht dabei aber vor der Herausforderung, dies wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Die VW-Kursentwicklung spiegelt diese Unsicherheit wider.
VW-Aktie: Wie sollten Anleger jetzt reagieren? Jetzt VW-Aktie verkaufen?
Angesichts der aktuellen Zahlen stellt sich für Anleger die Frage: Ist die VW-Aktie aktuell ein Kauf? Oder sollten Anleger eher die VW-Aktie verkaufen? Die schwache Entwicklung im operativen Geschäft, gepaart mit geopolitischen Risiken und hohen Sonderkosten, spricht kurzfristig eher gegen einen Einstieg. Der Kurs der VW-Vorzugsaktien reagierte prompt und fiel, bevor er sich leicht stabilisierte.
Langfristig orientierte Investoren könnten jedoch Chancen sehen – vorausgesetzt, der Konzern kann seine Kostenstruktur verbessern und die Margen im Bereich der Elektromobilität steigern. Auch eine positive Entwicklung im wichtigen China-Geschäft sowie ein Ende der Sonderbelastungen aus Altlasten würden das Ergebnis verbessern. Vorerst bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Rahmenbedingungen, insbesondere in den USA, entwickeln. Wer die VW-Aktie bereits im Depot hat, muss einen strengen Blick auf die Kursentwciklung werfen, muss das Papier aber nicht aus dem Portfolio werfen.
Die Analysten reagierten teilweise sofort auf die aktuellen Entwicklungen und aktualisierten ihre Einstufungen. Die US-Bank JPMorgan stuft die Volkswagen-Aktie auf "Neutral" ein und belässt das Kursziel bei 110 Euro. Analyst Jose Asumendi schrieb am Mittwoch nach dem Quartalsbericht, bereinigt um Einmaleffekte im ersten Quartal und ungeachtet der Unsicherheiten habe der Autobauer die Jahresziele bekräftigt, was als positives Signal zu sehen sei.
Die Schweizer Großbank UBS beließ die Einstufung für die VW-Aktie auf "Neutral", das Kursziel lautet weiterhin 84 Euro. Die endgültigen Zahlen hätten den vorläufigen entsprochen, schrieb Analyst Patrick Hummel. Zölle seien im Ausblick nicht drin. Die Kursreaktion dürfte davon abhängen, inwieweit sich Volkswagen zu Zollbelastungen äußere.
Keine Entwarnung für die VW-Aktie
Die VW-Aktie bleibt auch nach dem Jahresauftakt 2025 ein sensibles Papier. Zwar zeigt der leichte Umsatzanstieg, dass die Marke Volkswagen bei den Kunden weiterhin beliebt ist – insbesondere bei Elektrofahrzeugen. Doch der dramatische Gewinneinbruch, die schwache operative Marge, Sonderbelastungen in Milliardenhöhe und politische Risiken wie mögliche Zölle aus den USA lassen aktuell wenig Spielraum für Optimismus.
Für die kurzfristige VW-Kursentwicklung dürfte daher vor allem entscheidend sein, wie sich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiterentwickeln. Auch intern stehen weiterhin große Aufgaben an, insbesondere in den Bereichen Software und Batterietechnologie. Die VW-Aktie ist aktuell keine einfache Anlage. Wer investiert ist, sollte die Lage aufmerksam beobachten. Wer über einen Einstieg nachdenkt, könnte auf klarere Signale in den kommenden Quartalen warten. Denn eines ist klar: Der Weg zur Transformation wird für Volkswagen nicht nur technologisch, sondern auch finanziell anspruchsvoll bleiben.