Ein Forscherteam von Facebook hat einen Vergleich der Geburtsorte der Nutzer mit ihren aktuellen Wohnorten erstellt. Das Ergebnis ist ein Ranking jener zehn Städte weltweit, in die es den größten Zuzug von außen gibt. Die Destinationen liegen auf der ganzen Welt verstreut. Zu finden sind sie in Ländern, in denen die Urbanisierung schnell voranschreitet. In diesen Gebieten sind mindestens 20 Prozent der allgemeinen Bevölkerung von einer Stadt in eine andere umgezogen.
So fand das Team heraus, dass Lagos in Nigeria zwischen den Jahren 2000 und 2012 um ganze 18,6 Prozent gewachsen ist. Auf Platz zwei findet sich Istanbul. Ein großer Teil der Migranten stammt hier aus anderen Teilen der Türkei. Der Rest komme vor allem aus Osteuropa. In den vergangenen Jahren hat sich die Türkei immer mehr von ihrem Status als Transitland verabschiedet.
Diese Wanderungen haben neben kulturellen und politischen vor allem wirtschaftliche Motive, so Facebook mit Blick auf Istanbul. So gäbe es eine starke Migrations-Bewegung aus Bulgarien. Dort gebe es eine beachtliche türkische Minderheit. Unter den Zugezogenen sollen sich jedoch nur wenige qualifizierte Fachleute befinden, wie die DTN berichten.
Dies dürfte in absehbarer Zeit zu erheblichen sozialen Problemen führen. Schon jetzt ist die Infrastruktur in Istanbul überfordert. Eine Immobilienblase trägt nicht den realen Bedürfnissen Rechnungen, sondern den Renditen von Spekulanten. Lagos und Bangkok haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Die Städte sind überfordert und auf den Massen-Zuzug von ungeschulten Arbeitskräften nicht vorbereitet.
West-Europa ist nur mit London in den Top Ten vertreten. Die britische Metropole an der Themse findet sich mit einem Wachstum von 1,4 Prozent auf Platz zehn der Auflistung. Rund 94 Prozent der Migranten stammten aus Großbritannien selbst.
Deutschland, scheint dagegen, wie der Rest Europas, im weltweiten Vergleich uninteressant zu sein. Die Facebook-Karte stellt dieses Gebiet fast vollständig in Weiß dar. Ein scharfer Kontrast zu den dunkelblau schattierten Hotspots.
Den Daten zufolge, werden Länder wie Indien, Nigeria und die Türkei zunehmend urbanisiert. Viele Menschen aus ländlichen Gebieten zieht es mittlerweile in die großen Städte. Für die meisten Destination in den Top 10 gilt ein Umstand: Die Menschen, die in die Mega-Cities ziehen, kommen meist aus dem eigenen Land. Ein wichtiges Gebiet schließt die Untersuchung allerdings aus. In China wird das Netzwerk zensiert. Doch genau dort fand die größte Migration der Gegenwart statt.
Die Tendenzen zeigen, dass die Globalisierung offenkundig zu einer dramatischen Landflucht führt - mit unabsehbaren Folgen für die unbeherrschbaren Mega-Cities.
Aus Sicht der globalen Industrie hat diese Verschiebung große Vorteile: Die Bürger sind in den Städten bereit, zu niedrigen Löhnen zu arbeiten. Je massiver die Migration, desto billiger werden die Arbeitskräfte. Ausbeutung wie bei der Fußball-WM in Katar (hier) dürfte daher in Zukunft zum Normalfall der globalen Wirtschaft werden.