Finanzen

Türkische Zentralbank machtlos: Zins-Erhöhung verpufft

Lesezeit: 2 min
29.01.2014 16:20
Die deutliche Zinserhöhung in der Türkei hat nur kurzfristig Wirkung gezeigt. Am Mittwoch ist die Lira weiter gefallen. Die Zentralbank hat nicht genügend Macht, um den Abzug des Kapitals zu verhindern.
Türkische Zentralbank machtlos: Zins-Erhöhung verpufft

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Aktienkurse in Europa und den USA sind am Mittwoch gefallen. „Einige Anleger sagen sich offenbar, aufgrund der schwierigen Lage an den Devisenmärkten nehme ich kurz vor der Fed-Entscheidung lieber noch Gewinne mit“, sagte ein Börsianer.

Seit Tagen werden Währungen aus Schwellenländern stark verkauft, selbst Zinserhöhungen in der Türkei (hier) und in Südafrika vermochten diesen Trend nicht zu stoppen.

„Die Verzweiflungsaktion der türkischen Zentralbank hat nur kurzzeitig für Erleichterung gesorgt“, sagte ein anderer Händler. „Aber diese Welle ist jetzt schon wieder durch, was zeigt, dass die Halbwertszeit der Zentralbank-Maßnahmen immer kürzer wird. Denn die Anleger wissen, dass die Probleme bleiben und die Zentralbanken gar nicht so stark intervenieren können, um den Abzug des Kapitals aus den Schwellenländern zu verhindern.“

Die südafrikanische Zentralbank hob den Leitzins am Mittwoch um einen halben Prozentpunkt auf 5,5 Prozent an. Sie begründete den Schritt damit, dass sie verstärkten Druck auf die Landeswährung Rand erwarte und sie ein Mandat zur Inflationsbekämpfung habe.

Der Schritt der Notenbank in Pretoria kam nur wenige Stunden vor dem Zinsentscheid in den USA. Die Federal Reserve will ihr Anleihe-Ankaufprogramm in diesem Jahr schrittweise auslaufen lassen, mit dem sie derzeit noch monatlich 75 Milliarden Dollar in den Markt pumpt. Der Leitzins dürfte jedoch auf absehbare Zeit weiter nahe null bleiben.

Das absehbare Ende der Geldschwemme in den USA werde zu Marktschwankungen in einigen Schwellenländern führen, prophezeite die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde.

Auch in anderen Schwellenländern wurde eine straffere Geldpolitik bereits beschlossen oder ins Auge gefasst, um mit höheren Zinsen den Abfluss ausländischen Kapitals zu stoppen.

Die Notenbank Brasiliens hat ihren Leitzins seit April 2013 bereits von 7,25 auf aktuell 10,0 Prozent angehoben. Der jüngste Schritt folgte in diesem Monat, als es von 9,5 Prozent nach oben ging. Die Zentralbank signalisierte dabei aber, das Tempo nun etwas zu drosseln. Mit höheren Zinsen soll die Inflation in Schach gehalten werden. Die Teuerungsrate liegt derzeit bei 5,7 Prozent.

Keine andere asiatische Währung ist 2013 auf so steile Talfahrt gegangen wie die indonesische Rupie: Sie büßte ein Fünftel ihres Wertes im Vergleich zum Dollar ein. Zu Jahresbeginn hielt die Zentralbank ihren Leitzins unverändert bei 7,50 Prozent. Sie versprach aber, „wachsam“ zu bleiben, was den Märkten die Bereitschaft zu Zinserhöhungen signalisiert.

Die indische Zentralbank hob erst in dieser Woche ihren Leitzins überraschend von 7,75 auf 8,0 Prozent an. Grund für den Schritt sind kräftig steigende Preise. Höhere Zinsen machen Kredite teurer, was die Nachfrage und damit den Preisauftrieb dämpfen kann.

Vom Inflationsziel sei Indien derzeit „sehr weit entfernt“, sagte Notenbankchef Raghuram Rajan. Zuletzt lag die Teuerungsrate bei 9,87 Prozent. Die Zentralbank will sie bis Januar 2015 auf acht Prozent und ein Jahr später auf sechs Prozent drücken.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...