Politik

Zalando will sich mit Verlusten an die Börse retten

Der Online-Modehändler wächst vor seinem erwarteten Börsen-Gang deutlich langsamer. Schuld daran sei das Wetter, so ein Vorstandsmitglied. Im vierten Quartal stiegen die Umsätze nur noch um 36 Prozent, im ersten Halbjahr waren es 70 Prozent.
14.02.2014 15:17
Lesezeit: 2 min

Der Online-Modehändler Zalando wächst vor seinem erwarteten Gang an die Börse nicht mehr ganz so rasant. Schuld daran seien der späte Sommer und der milde Winter, die die Branche zu Preisnachlässen für modische Ware gezwungen haben, sagte Vorstandsmitglied Robin Ritter. Im vierten Quartal stiegen die Umsätze nur noch um 36 Prozent, im ersten Halbjahr waren es 70 Prozent gewesen. Auf einen Zeitplan für den von Investmentbankern heiß ersehnten Börsengang wollte er sich nicht festlegen: „Ein IPO könnte auf Sicht eine interessante Option sein, aber es gibt noch keine Entscheidung.“ Laut Finanzkreisen ist Zalando aber bereits auf der Suche nach Banken, die das erst fünf Jahre alte, zuletzt mit fast vier Milliarden Euro bewertete Internet-Unternehmen noch in diesem Jahr an den Kapitalmarkt begleiten sollen.

Für einen Börsengang noch vor der Sommerpause wird jedoch nach Einschätzung von Bankern die Zeit knapp. „Da müsste man sich schon sehr schnell entscheiden“, sagte einer von ihnen. Fünf Monate dauern die Vorbereitungen für eine Erstemission in der Regel. Als Favoriten gehandelt werden die Investmentbanken JPMorgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley, die die größte Erfahrung mit Technologie- und Internet-Firmen haben.

Die schwedische Beteiligungsfirma Kinnevik, die mit 36,5 Prozent größter Zalando-Gesellschafter ist, bewertet ihren Anteil mit knapp 1,4 Milliarden Euro. Auf dieser Basis wäre Europas größter Online-Händler fast 3,8 Milliarden Euro wert. Neben den Samwer-Brüdern sind weitere Anteilseigner sind der dänische Modeunternehmer Anders Holch Povlsen (zehn Prozent), Holtzbrinck Ventures und Tengelmann sowie der kanadische Pensionsfonds OTPP.

Insgesamt wuchs Zalando im vergangenen Jahr um 52 Prozent auf einen Umsatz von 1,76 Milliarden Euro. Anlegern war das aber nicht genug: Kinnevik-Aktien brachen am Freitag um fünf Prozent ein. 2013 hatten sie ihren Wert aber wegen der Investitionen in wachstumsstarke E-Commerce-Firmen fast verdoppelt. Auch beim britischen Zalando-Rivalen Asos, der ein fulminantes Börsendebüt gefeiert hatte, hat sich das Wachstum zum Jahresende verlangsamt.

Nach Daten des Marktforschungsunternehmens Mintel macht der Internet-Versand inzwischen 9,9 Prozent der Verbraucherausgaben für Schuhe und Kleidungsstücke in Europa aus. Der Markt sei 38 Milliarden Euro schwer. Mintel-Analyst John Mercer glaubt, dass er auch in diesem Jahr schneller wächst als andere Sparten des Internet-Handels. Aber die Konkurrenz wachse: Filialisten wie H&M und Inditex (Zara) bauten ihr Online-Angebot aus.

Zalando ist inzwischen in 15 Ländern vertreten und verkauft 1500 Marken. Gewinne sind jedoch ausgeblieben. Die Expansion, Rabattschlachten, Ausgaben für Logistik und Technik sorgten 2013 für eine leicht verbesserte operative Umsatzrendite von minus 6,7 (2012: minus 7,2) Prozent. Das ist ein Verlust von knapp 120 Millionen Euro. Er sei aufgrund der Rabatte höher ausgefallen als erwartet, sagte Ritter. In der Kernregion Deutschland, Österreich und der Schweiz schreibe Zalando operativ schwarze Zahlen. In neue Märkte vorstoßen wolle das Unternehmen fürs Erste nicht. Auch die aggressive Werbung soll – im Verhältnis zum Umsatz – gedrosselt werden.

 

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