Finanzen

JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.
01.05.2025 14:12
Lesezeit: 2 min
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JPMorgan warnt: US-Staatsanleihen mit höherem Potenzial als europäische – Fed dürfte aggressiver handeln als EZB

In einem bemerkenswerten Strategiewechsel positioniert sich die internationale Großbank JPMorgan Asset Management klar: US-Staatsanleihen bieten laut Einschätzung der Bank derzeit ein deutlich attraktiveres Aufwärtspotenzial als ihre europäischen Pendants. Der Grund? Die Märkte unterschätzen massiv die Handlungsbereitschaft der US-Notenbank Federal Reserve im Vergleich zur vorsichtigen Europäischen Zentralbank (EZB).

Trump-Zölle belasten Wachstum – Fed unter Zugzwang

Myles Bradshaw, Chefstratege bei JPMorgan, warnt im Gespräch mit Bloomberg, dass die von Ex-Präsident Donald Trump auferlegten Importzölle das Wachstum in den USA stärker dämpfen dürften, als sie inflationäre Impulse auslösen. In der Konsequenz, so Bradshaw, müsse die Fed ihre restriktive Geldpolitik zügiger und drastischer lockern, als es viele Marktteilnehmer derzeit erwarten.

„Die US-Zinsen liegen weiterhin deutlich über dem sogenannten neutralen Niveau. Genau das ist unsere Chance“, so Bradshaw. Das derzeitige Leitzinsniveau der Fed – über 3 Prozent – sei aus Sicht der Bank ein Ausgangspunkt für aggressive Senkungen. Eine vierte Zinssenkung sei laut Bradshaw keineswegs ausgeschlossen.

EZB bleibt zögerlich – Europa hinkt hinterher

Im Gegensatz zur US-Notenbank bleibt die EZB ihrer bekannten Linie treu: vorsichtig, zögerlich, abwartend. Zwar erwartet der Markt auch hier drei Zinssenkungen im laufenden Jahr – aber das Ausgangsniveau ist deutlich niedriger, die geldpolitischen Spielräume enger, und das wirtschaftliche Umfeld in der Eurozone fragiler.

Diese Divergenz zwischen Fed und EZB birgt erhebliche strategische Chancen – insbesondere für Anleger mit Blick auf die Rentenmärkte. Wer heute in US-Staatsanleihen investiert, setzt darauf, dass fallende Zinsen die Kurse dieser Papiere nach oben treiben – ein klassischer Renditehebel, der in Europa schwächer ausgeprägt ist.

Marktreaktion deutet auf Umschichtung hin

Bereits jetzt zeigen sich erste Anzeichen einer Repositionierung: Die Renditen kurzfristiger US-Staatsanleihen gaben am Donnerstag um bis zu vier Basispunkte nach. Noch deutlicher war der Rückgang bei länger laufenden Anleihen, die am Mittwoch stark nachgefragt wurden – insbesondere fünfjährige Papiere.

Bradshaw sieht darin ein Signal: „Weniger schlechte Nachrichten, weniger Unsicherheit – das öffnet den Weg für fundamentale Treiber wie Wachstum und Inflation.“ Die geopolitische Entspannung zwischen den USA und China – zumindest in der Rhetorik – wirke ebenfalls stabilisierend auf die Märkte.

Fazit: Der neue Taktgeber heißt Washington – nicht Frankfurt

Die Botschaft von JPMorgan ist unmissverständlich: Wer künftig Rendite erzielen will, muss den Blick über den Atlantik richten. Die geldpolitische Wende kommt – aber sie wird nicht von Frankfurt, sondern von Washington eingeleitet. Europäische Anleihen bleiben defensiv – in einer Zeit, in der aktives Positionieren wieder entscheidend wird.

Die Frage ist also nicht mehr, ob Zinssenkungen kommen. Sondern wo sie schneller und entschlossener umgesetzt werden – und welche Kapitalströme sie auslösen.

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