Technologie

PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles Finanzsystem – zeichnet sich am Horizont ein neuer Hoffnungsträger ab: Künstliche Intelligenz. Eine aktuelle Analyse von PwC prognostiziert, dass KI das globale Bruttoinlandsprodukt bis 2035 um bis zu 15 Prozent steigern könnte. Die Rede ist von einem Wachstumsschub, der dem wirtschaftlichen Umbruch der Industrialisierung im 19. Jahrhundert gleichkäme.
01.05.2025 16:01
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
KI wird nur dann zum Wohlstandsbringer, wenn Vertrauen herrscht. (Foto: dpa) Foto: Andy Barton

Der neue Wachstumsmotor: Künstliche Intelligenz – aber nicht für jeden

Doch so verheißungsvoll die Zahlen klingen – sie basieren auf einem optimistischen Szenario. Ein Szenario, das nicht nur den technologischen Fortschritt voraussetzt, sondern auch den politischen Willen, gesellschaftliches Vertrauen und den disziplinierten Umgang mit disruptiven Kräften.

Die Studie „Value in Motion“ beschreibt ein wirtschaftliches Zukunftsbild, in dem KI sämtliche Sektoren transformiert. Ganze Branchen werden verschwinden, neue entstehen. Der Markt wird „flüssiger“, Wertschöpfungsketten durchlässiger. Wer nicht mitzieht, fällt zurück – oder verschwindet.

Doch es ist ein Wettlauf, der nicht alle gewinnen können. PwC rechnet damit, dass bereits im Jahr 2025 rund 7,1 Billionen US-Dollar an Einnahmen zwischen Unternehmen umverteilt werden – eine stille Enteignung der einen, ein satter Geldregen für die anderen. Gewinner: jene, die Daten, Technologiezugang und Kapital bündeln. Verlierer: mittelständische Unternehmen, analoge Dienstleister, traditionelle Branchen.

Der Preis des Fortschritts: Vertrauen, Kontrolle und ein geopolitisches Wettrennen

Was PwC zwischen den Zeilen andeutet, ist brisanter, als es zunächst scheint: KI wird nur dann zum Wohlstandsbringer, wenn Vertrauen herrscht – innerhalb von Unternehmen, in der Politik und bei Konsumenten. Ohne dieses Vertrauen bleibt das Wachstum weit hinter den Erwartungen zurück: Im pessimistischen Szenario liegt der Zuwachs des BIP durch KI gerade einmal bei 1 Prozent.

Die Risiken sind real. Denn die zentrale Machtfrage bleibt ungelöst: Wer kontrolliert die Algorithmen? Wer profitiert von der Datenhoheit? Und: Wird Europa in der Lage sein, eigene digitale Infrastrukturen aufzubauen – oder fällt der Kontinent in eine Abhängigkeit zwischen Silicon Valley und Shenzhen?

PwC selbst zeigt mit seinem Aktionsplan, wie man sich im globalen KI-Rennen positionieren will: Mit eigenen KI-Werkzeugen wie „PwC Agent OS“, massiver Weiterbildung über eine eigene „Network AI Academy“ und strategischen Allianzen mit Big-Tech-Konzernen wie Microsoft, Google oder Amazon. Die Richtung ist klar: Wer das Spiel mitspielen will, muss Teil der Infrastruktur werden – oder sie selbst schaffen.

Klimawandel als systemischer Gegenspieler – eine unberechenbare Variable

Doch selbst wenn KI die Wachstumstreiber der Zukunft mobilisiert, bleibt ein entscheidender Bremsfaktor bestehen: die zunehmende Instabilität durch den Klimawandel. PwC warnt, dass physische Klimarisiken das weltweite BIP bis 2035 um bis zu 7 Prozent drücken könnten. Der mögliche Wohlstandsgewinn durch KI wird so teilweise wieder aufgezehrt – ein Nullsummenspiel mit technologisch grünem Anstrich?

Die Modelle zeigen: Wer über KI redet, muss über Klima reden. Und wer über Klima redet, muss über Macht, Ressourcen und Verteilung sprechen. Auch hier wird nicht jeder profitieren.

Eine neue Wirtschaftsordnung?

Die PwC-Studie ist weit mehr als eine wirtschaftliche Projektion. Sie ist ein Weckruf an politische Entscheidungsträger, Unternehmenslenker und Zivilgesellschaft: KI ist keine Option, sondern eine Zäsur. Und sie wird das globale Machtgefüge neu sortieren.

Der technologische Wandel lässt sich nicht aufhalten – aber er lässt sich gestalten. Die entscheidende Frage lautet daher: Wird Europa nur zum Nutzer fremder Systeme – oder zum Gestalter einer souveränen digitalen Ordnung?

Denn eines ist klar: In einer Welt, in der Algorithmen über Kapitalströme, Informationsflüsse und gesellschaftliche Dynamiken entscheiden, ist wirtschaftliche Unabhängigkeit ohne technologische Souveränität nichts als Illusion.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen US-Investoren strömen zu EARN Mining Cloud Mining und erzielen über 1.000 XRP pro Tag

Onchain-Daten zeigen, dass große Investoren bei einem XRP-Anstieg auf 3,10 US-Dollar Gewinne mitgenommen haben. Adressen mit Beständen...

DWN
Politik
Politik Draghi warnt: EU verliert geopolitische Bedeutung – welcher Reformplan für Europa dringend nötig ist
18.09.2025

Mario Draghi rechnet ab: Die EU habe ihre geopolitische Bedeutung überschätzt und sei heute schlecht gerüstet für die globalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Amazon fährt Investitionen in Deutschland hoch
18.09.2025

Amazon baut seine Dominanz in Deutschland massiv aus. Milliarden fließen in neue Standorte, Cloud-Infrastruktur und Künstliche...

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...

DWN
Politik
Politik Fed senkt Leitzins: Trump drängt auf geldpolitischen Kurswechsel
18.09.2025

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Ende 2024 den Leitzins – ein Schritt, der tief in die innenpolitische Auseinandersetzung hineinragt....

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen
18.09.2025

Brot, Milch, Schulden: Mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen greift für Alltagsausgaben zum Kredit – oft bei der Familie. Wer...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...