Politik

Steuerzahler muss unrentable Flughäfen am Leben halten

Lesezeit: 1 min
20.02.2014 17:53
Die EU-Kommission erlaubt den Mitglieds-Staaten weiterhin die Förderung unrentabler Flughäfen. Die Subventionierung dürfe jedoch nicht länger als zehn Jahre andauern. Zudem sollten die unrentablen Flughäfen nicht zu dicht beieinander liegen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU gewährt den unrentablen Regionalflughäfen eine Schonfrist von zehn Jahren, bevor sie ohne staatliche Hilfen über die Runde kommen müssen.

Flughäfen mit weniger als 3 Millionen Passagieren pro Jahr könnten für diesen Übergangszeitraum staatliche Unterstützung bekommen, hieß es in den am Donnerstag veröffentlichten EU-Leitlinien, welche die Zuschüsse für die rund 460 Flughäfen in Europa auf eine neue Grundlage stellen. Der Betrieb mehrerer unrentabler Flughäfen im selben Einzugsgebiet sollte aber vermieden werden.

Außerdem müssten die Flughäfen Pläne vorlegen, wie sie innerhalb der zehn Jahre rentabel werden wollten. „Wir wollen die Mobilität der Bürger gewährleisten und dabei gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen Flughäfen wahren“, sagte Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia.

In Deutschland hat der staatlich geförderte Bau von Regionalflughäfen, die oft über Jahre rote Zahlen schreiben, heftige Kritik hervorgerufen. „In der Vergangenheit wurden Milliarden von Euro Steuergeld für den Bau von Regionalflughäfen vergeudet, sogar wenn es keinerlei Aussicht auf einen wirtschaftlichen Betrieb gab“, sagte Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament.

Ein Beispiel dafür sei der nordhessische Flughafen Kassel-Calden (mehr hier) oder die Existenz der nur 30 Kilometer voneinander entfernten Flughäfen in Zweibrücken in Rheinland-Pfalz und Saarbrücken im Saarland, so Cramer. Von den 23 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland seien nur sechs profitabel. Cramer kritisierte, dass die EU-Kommission staatliche Hilfen noch für ein ganzes Jahrzehnt erlauben wolle.

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) begrüßte dagegen die zehnjährige Übergangsfrist. „Die EU-Kommission hat erkannt, dass Flughäfen Arbeitsplätze sichern und volkswirtschaftlich von unverzichtbarer Bedeutung sind“, sagte Hautgeschäftsführer Ralph Beisel. Die vorliegenden Leitlinien seien ein Beitrag zu einer verantwortungsvollen EU-Luftverkehrspolitik.

Flughäfen mit mehr als 5 Millionen Passagieren pro Jahr sollen den Leitlinien zufolge in der Regel keine staatlichen Hilfen bekommen. Kleine Flughäfen mit weniger als 700.000 Fluggästen im Jahr dürfen dagegen auf höhere Beihilfen hoffen. Generell werde die Kommission aber prüfen, ob es in einer Region auch andere Transportmöglichkeiten gebe, etwa Hochgeschwindigkeitszüge oder die Anbindung per Bahn an einen anderen Flughafen.

Die Kommission überarbeitet mit den Leitlinien ihr altes Regelwerk von 2005. Die Luftfahrtbranche beschäftigt in der EU rund 2,3 Millionen Menschen, Airlines und Flughäfen erwirtschaften zusammen mehr als 140 Milliarden Euro im Jahr.

Extreme Ausmaße erreichte die Flughafen-Förderung in Portugal. Dort wurde eine ehemalige Militärbasis für 33 Millionen Euro umgebaut – für durchschnittlich weniger als zwei Abfertigungen pro Woche (mehr hier).


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...