Gemischtes

Schweine-Grippe nutzt Pharma-Industrie: Schwere Kritik an der WHO

Führende Wissenschaftler der WHO riefen 2009 zum massenhaften Impfen gegen das H1N1-Virus auf. Dieselben Forscher haben enge Kontakte zu Impfstoff-Herstellern, doch die WHO ignoriert diese Interessenskonflikte bis heute. Deutschland entstand dadurch ein Schaden in Millionenhöhe.
24.02.2014 09:23
Lesezeit: 2 min

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht sich erneut mit schweren Vorwürfen aufgrund ihres Verhaltens während der Ausbreitung der Schweine-Grippe von 2009 konfrontiert. Demnach hätten Wissenschaftler im Namen der WHO die Lage unnötig dramatisiert und zum massenhaften Impfen gegen den H1N1-Virus aufgerufen, obwohl die Wirksamkeit der jeweiligen Impfstoffe fragwürdig war. Profitiert haben davon vor allem die Pharma-Konzerne, die die Impfstoffe hergestellt haben.

„Es gab keine wissenschaftliche Basis für die WHO-Prognose von 2 Milliarden möglichen H1N1-Fällen. Die WHO blieb bei dieser Prognose, obwohl nach dem Winter in Australien und Neu Seeland klar war, dass nur 1 bis 2 Fälle auf 1000 Einwohner kamen. Und schließlich änderte die WHO einfach die komplette Definition einer Pandemie“, sagten Deborah Cohen und Philip Carter, die Autoren einer Untersuchung der Interessenskonflikte in der WHO.

Die gemeinsamen Recherchen des British Medical Journal (BMJ) und des Büros für Investigativen Journalismus (BIJ) ergaben, dass die WHO massive Interessenskonflikte ignorierte. Demnach hatten führende Wissenschaftler, die sich öffentlich für den Einsatz von Impfstoffen stark machten, enge Verbindungen zur den Pharmafirmen, die diese Impfstoffe herstellten.

Eine Medienanalyse des BMJ kommt zu dem Schluss, dass die „Experten“, die sich öffentlich zur Schweinegrippe äußerten und den Einsatz von Impfstoffen forderten, mit acht Mal höherer Wahrscheinlichkeit auch Verbindungen zum Pharma-Sektor hatten als moderate Wissenschaftler. Pharmakonzerne wie GlaxoSmithKline (GSK) und Roche steckten etwa 4 Milliarden Dollar in die Entwicklung von Impfstoffen wie Tamiflu oder Relenza.

„Diese Interessenkonflikte sind von der WHO niemals öffentlich dargelegt worden, Nachfragen über ihre Handhabung der H1N1-Pandemie wurden von der WHO als ‚Verschwörungstheorie‘ abgetan“, so die Autoren weiter.

Die Wirksamkeit der Impfstoffe selbst war zudem hoch umstritten gewesen. So stehen einige der Impfstoffe im Verdacht Narkolepsie bei Kindern auszulösen, wie das BMJ berichtete.

„Eine Ergebnisse der Pandemie […] waren dramatisch: Störung der Prioritäten des öffentlichen Gesundheitssystems in ganz Europa, Verschwendung von gigantischen Summen an Steuergeldern, das Schüren von ungerechtfertigter Angst unter Europäern, die Schaffung von Gesundheitsrisiken durch Impfstoffe und Medikamente, die nicht ausreichend getestet wurden, bevor sie in Schnellverfahren zugelassen wurden“, so die Autoren.

„Ein Jahr später wickeln Regierungen, die sich von der WHO berieten ließen, ihre Impfstoff-Verträge ab. Impfstoffe wie Oseltamivir (Tamiflu) und Zanamivir (Relenza) im Wert von mehreren Milliarden Dollar wurden von Gesundheitsbudgets gekauft, die ohnehin schon unter großen Spannungen standen. Sie liegen weltweit ungenutzt in Lagerhallen herum“, so die Autoren weiter.

Auch die deutsche Regierung ließ sich damals von der Panik anstecken und orderte 34 Millionen Impfstoff-Dosen. Die Nachfrage war gering und die Impfstoffe verfielen. Die Bundesländer blieben auf Impfstoffen im Wert von 239 Millionen Euro sitzen und mussten obendrein noch für die Vernichtung aufkommen, wie der Focus berichtete.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...