Brasilien macht sich angesichts der NSA-Abhöraffäre für eine direkte Kabelverbindung mit Europa stark und trifft bei der EU dabei auf offene Ohren. Auf dem EU-Brasilien-Gipfel, zu dem Präsidentin Dilma Rousseff am Montag in Brüssel eintraf, sollte über die Finanzierung eines solchen Projekts beraten werden, hieß es in Delegationskreisen beider Seiten.
Brasilien ist bei seiner Kommunikation mit Europa fast völlig von US-Unterseekabeln abhängig. Nach der Enthüllung der US-Abhöraktionen sucht das Land eine Alternative dazu. Auch in Europa wird vermehrt über solche Alternativen nachgedacht. So wollen Frankreich und Deutschland die Möglichkeit eines europäischen Internets ausloten (mehr hier).
Brasilien zeigte sich besonders verärgert darüber, dass auch Telefongespräche und Mails von Rousseff ausspioniert worden waren. Die Präsidentin sagte deswegen im vergangenen Jahr einen Besuch in Washington ab. Das geplante Unterseekabel könnte etwa 185 Millionen Dollar kosten und von einem Gemeinschaftsunternehmen aus Brasiliens Telekomkonzern Telebras und der spanischen Firma IslaLink Submarine Cables verwirklicht werden.
Die EU, die von den Abhöraktionen des US-Geheimdienstes NSA ebenfalls betroffen ist, zeigte sich grundsätzlich offen für das Kabelprojekt. Was das Internet betreffe, hätten beide Seiten gleiche Interessen hinsichtlich der Ausgewogenheit von Offenheit und Privatsphäre, sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy beim Empfang von Rousseff. Zu dem Kabelprojekt äußerte er sich allerdings zunächst nicht konkret.