Update: Der gestürzte ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch bittet Russland um persönlichen Schutz vor „Extremisten“. Er pocht darauf, immer noch das legitime Staatsoberhaupt zu sein, berichten russische Nachrichtenagenturen. Die neuen Machthaber in Kiew haben Janukowitsch wegen des Vorwurfs des Massenmordes zur Fahndung ausgeschrieben.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen fordert Russland gleichzeitig auf, alles zu unterlassen, was zur Eskalation der Lage in der Ukraine oder zu Missverständnissen führen könnte. „Ich bin besorgt über die Entwicklung auf der Krim“, erklärt er in einem Tweet.
Als Reaktion auf die zunehmenden Spannungen auf der ukrainischen Halbinsel Krim hat Russland Kampfflugzeuge an seiner Westgrenze in Alarmbereitschaft versetzt. Die Jets würden Grenz-Patrouillen fliegen, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag aus einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums.
Zuvor hatte das Außenministerium in Moskau über Twitter erklärt, Russland werde die Rechte seiner Landsleute auf der Krim „stark und kompromisslos“ verteidigen.
Der Übergangspräsident der Ukraine, Olexander Turtschinow, rief die Bevölkerung zur Ruhe auf, nachdem Bewaffnete die Gebäude der Regionalregierung und des Parlaments der Krim besetzt und die russische Flagge gehisst hatten.
Wie viele Kampfflugzeuge Russland in Alarmbereitschaft versetzte, war zunächst unklar. Laut Interfax sollen sie durchgängig Streife in der Grenzregion fliegen. Das russische Außenministerium erklärte, in der Ukraine gebe es in großem Stil Menschenrechtsverletzungen, Angriffe und Vandalismus, worüber die Regierung in Moskau in großer Sorge sein.
Im Osten der Ukraine und auf der Halbinsel Krim leben viele ethnische Russen. Im Hafen der ukrainischen Stadt Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. Turtschinow erklärte, russische Truppenbewegungen außerhalb des Geländes der Schwarzmeerflotte würden von der Ukraine „als aggressiver Akt“ bewertet. Zudem teilte er mit, dass er die ukrainischen Sicherheitskräfte angewiesen habe, alle Maßnahmen zu ergreifen, die zum Schutz der Bürger notwendig seien.
Genauere Angaben über die Besetzer des Parlaments und des Gebäudes der Regionalregierung der Krim gab es zunächst nicht. Interfax berief sich in seinem Bericht auf einen Anführer der Bevölkerungsgruppe der Krimtataren. Die Männer trügen Uniformen ohne erkennbare Kennzeichen, habe Tatarenführer Refat Tschubarow auf Facebook geschrieben. Turtschinow nannte die Besetzer „Kriminelle in Militärkleidung“. Am Vortag war es auf der Krim zu Auseinandersetzungen zwischen Russen und Anhängern der neuen pro-westlichen ukrainischen Führung in Kiew gekommen.
Interfax zufolge sprechen die Besetzer russisch. Es handele sich um rund 60 bewaffnete Männer. Bei der Erstürmung der Gebäude in den frühen Morgenstunden habe es keine Opfer gegeben. „Wir haben während der Nacht Barrikaden gebaut, um das Parlament zu schützen“, sagte ein Russe der Nachrichtenagentur Reuters: „Dann kam ein junger russischer Mann mit einer Pistole, wir mussten uns auf den Boden legen, es fielen einige Schüsse. Dann kletterten ungefähr 50 Männer in das Gebäude.“ Auf die Frage, was sie wollten, hätten die Bewaffneten geantwortet, sie wollten ihre eigene Entscheidungen treffen und nicht von Kiew abhängig sein.
Als Reaktion auf die Ereignisse auf der Krim fiel der Wechselkurs der ukrainischen Währung auf ein Rekordtief von 10,50 Hrywnia für einen Dollar. Polens Außenminister Radoslaw Sikorski warnte, durch die Besetzung von Regierungsgebäuden werde ein regionaler Konflikt riskiert.