Deutschland

Dax-Manager kritisieren Fehler im Umgang mit Russland

Die Chefs von Post, ThyssenKrupp und Adidas zeigen Verständnis für Russland in der Ukraine-Krise. Westliche Politiker hätten früher in Kontakt mit Putin treten müssen, um eine diplomatische Lösung zu finden. Sanktionen lehnen die Manager ab, da beide Seiten darunter leiden würden.
29.03.2014 13:13
Lesezeit: 1 min

Der Kurs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine-Krise stößt bei führenden deutschen Konzernlenkern auf Verständnis. In einem am Samstag veröffentlichten Dreier-Interview mit der Zeitung „Die Welt“ bemängelten die Chefs der Dax-Unternehmen Post, ThyssenKrupp und Adidas Fehler im Umgang mit Russland.

„Man sollte vielleicht früher bedenken, was das Ergebnis ist, wenn man im Vorhof einer anderen Großmacht von außen für politische Veränderungen sorgt“, so Post-Chef Frank Appel. Die Eskalation sei „nicht überraschend, wenn man sich die vergangenen zwei Jahre ansieht.“

Adidas-Chef Herbert Hainer sagte: „Man hätte früher in Kontakt mit Putin treten sollen, um den Umsturz in der Ukraine gemeinsam zu begleiten.“ Vor übereilten Sanktionen warnten die Manager.

Hainer sagte in dem bereits am Mittwoch geführten Interview: „Man muss sich fragen, ob man jemanden wie Putin nicht wesentlich früher hätte in den Prozess einbinden sollen - statt die Gespräche erst dann zu beginnen, wenn es zu spät ist. (…) Dass Putin sich nicht einfach bieten lässt, was in der Ukraine passiert, war abzusehen.

Der Westen hat russische Politiker wegen der Eingliederung der Krim mit Konten- und Einreisesperren versehen und droht der russischen Führung bei einer weiteren Eskalation mit harten Wirtschaftssanktionen.

„Hier ist eine Situation entstanden, in der sich Russland in die Ecke gedrängt fühlte“, so Hiesinger sagte ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger. Man habe in der Vergangenheit gesehen, dass gewaltige Veränderungen möglich seien, wenn man sie gemeinsam mit Russland angehe. Als Beispiel nannte er die deutsche Einheit. „In diesem Modus der Verständigung hätte man den Prozess gestalten sollen.“

Die Drohung mit Wirtschaftsanktionen des Westens sehen die Konzernchefs kritisch. So verwies Appel auf die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen: „Ob eine Abhängigkeit vom Nahen Osten oder Venezuela besser ist als die von Russland, erscheint mir zumindest fraglich.“ Sanktionen führten immer zu Gegensanktionen, „sodass am Ende beide Seiten leiden“.

Vergangenen Woche hatte ein Besuch von Siemens-Chef Joe Kaeser bei Putin im deutschen Staatsfernsehen für Kritik gesorgt (siehe Video unten). Nach dem Treffen hatte er vor Journalisten von einer „vertrauensvollen Beziehung“ zu russischen Unternehmen gesprochen und darauf verwiesen, dass Siemens schon seit 160 Jahren in Russland tätig ist.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...