Politik

Sparkassen warnen vor Ausforschung der Kunden beim Online-Banking

Lesezeit: 1 min
02.04.2014 00:18
Die EU schafft die Grundlagen für die Ausforschung von Bank-Kunden. Die Institute sollen gezwungen werden, fremden Unternehmen Einblicke in die Konten zu ermöglichen. Selten hat ein Gesetzesentwurf „die Rechte der Verbraucher so stark eingeschränkt“, warnt Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Mehr Respekt vor den persönlichen Daten von Bank- und  Sparkassenkunden bei Zahlungsvorgängen im Internet hat der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, von der Europäischen Kommission gefordert. „Mit ihren Regulierungsvorschlägen schafft die EU-Kommission die Grundlagen für eine umfassende Ausforschung unserer Kunden durch fremde Zahlungsdiensteanbieter. Es ist mir völlig unverständlich, wie man angesichts engagiert geführter weltweiter Datenschutzdiskussionen derartige Vorschläge machen kann“, sagte Fahrenschon. Die Sparkassen jedenfalls seien nicht bereit, die Daten ihrer Kunden zur Ausforschung preiszugeben.

Hintergrund für die Kritik ist der von der EU-Kommission vorgelegte, überarbeitete Entwurf der Zahlungsdiensterichtlinie. Danach sollen Kreditinstitute gezwungen werden, fremden Zahlungsdiensteanbietern bei der Abwicklung von Zahlungen im Internet einen Einblick in die Kontoumsatzdaten ihrer Kunden zu ermöglichen. Auf diesem Wege könnten solche Dienste das gesamte Zahlungsverhalten der Verbraucher auswerten. Darunter wären auch europäische Töchter ausländischer Unternehmen, deren Geschäftsmodell vorwiegend darin besteht, Verbraucherdaten zu sammeln, entgegen den europäischen Datenschutzgrundsätzen zu speichern und auszuwerten.

Fahrenschon kritisierte zudem, dass mit den EU-Vorschlägen das Risiko bei Internetkäufen einseitig auf die Verbraucher verlagert werden solle. „Die Zahlungsdiensteanbieter sollen bereits beim Kauf dem Verkäufer die Zahlung bestätigen können. Das läuft in der Praxis auf eine Vorkasse durch die Käufer hinaus. Diese bleiben dann im Zweifel auf Schäden durch Nicht- oder Schlechtlieferung sitzen. Selten hat ein Gesetzesentwurf unter der Überschrift ,Verbraucherschutz‘ die Rechte der Verbraucher so stark eingeschränkt“, so Fahrenschon.

Es sei positiv, so Fahrenschon, dass in den Verhandlungen zwischen EU-Kommission, Europäischem Rat und Europäischem Parlament bereits erste Verbesserungen erreicht worden seien. Das betrifft unter anderem eine Identifizierungspflicht der Zahlungsdiensteanbieter, damit Kreditinstitute erkennen können, dass nicht ihr eigener Kunde auf das Konto zugreift. „Das Kernproblem des Kommissionvorschlags bleibt aber bestehen: Mangelnder Respekt vor den Daten von Bankkunden. Das muss zwingend korrigiert werden.“


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirecard-Zivilprozess: Ein Musterkläger für 8500 Aktionäre - Kommt eine Entschädigung für Aktionäre?
21.11.2024

Holen sich Wirecard-Aktionäre jetzt eine Milliarden-Entschädigung von EY? Viereinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite geht es vor dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
21.11.2024

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche...

DWN
Panorama
Panorama Finnland startet Ermittlungen zum Kabelschaden in der Ostsee
21.11.2024

Nachdem die schwedischen Behörden bereits tätig wurden, hat nun auch die finnische Kriminalpolizei Ermittlungen zu einem Kabelschaden in...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nach vier Jahren: Castor-Transport erreicht Deutschland
20.11.2024

Nach vier Jahren hat erstmals wieder ein Castor-Transport mit hochradioaktiven Abfällen aus dem Ausland Deutschland durchquert. Der Zug,...