Deutschland

Terror: Minister soll Befehl zum Abschuss von Flugzeugen geben dürfen

Die Regierung will den Abschuss von entführten Passagier-Flugzeugen im Grundgesetz verankern. Der Verteidigungsminister soll der Bundeswehr im Notfall den Schieß-Befehl erteilen. Die Linkspartei warnt vor einer Militarisierung der inneren Sicherheit.
08.04.2014 18:28
Lesezeit: 1 min

Die Bundesregierung arbeitet an einem Gesetzentwurf, der einen Abschuss entführter Passagiermaschinen neu regeln soll. Die Entscheidung über einen Schießbefehl soll nach Angaben des Innenministeriums künftig auf den Verteidigungsminister übertragen werden.

„Wir befinden uns in Sondierungen, mehr ist dazu noch nicht zu sagen“, sagte Innenminister Thomas de Maiziere (CDU). Der SPD-Innenpolitiker Michael Hartmann und die Linkspartei warnten davor, die Tür für einen Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu öffnen.

Mit der Neuregelung solle eine Lücke geschlossen werden, die nach mehreren Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts entstanden sei, sagte ein Ministeriumssprecher. Hintergrund ist die Frage, wer einen Abschussbefehl geben soll, wenn Extremisten etwa mit einem entführten Flugzeug einen gezielten Anschlag planen. Bisher ist für einen Einsatz der Streitkräfte bei „überregionalen Katastrophennotständen“ auch in Eilfällen eine Entscheidung des Bundeskabinetts nötig.

Die Entscheidung darf nach dem Grundgesetzartikel 35 nicht auf den Verteidigungsminister übertragen werden. Da eine rechtzeitige Entscheidung des Bundeskabinetts aber nicht immer gewährleistet werden kann, hat das Innenministerium nun vorgeschlagen, bei Eilentscheidungen dem Verteidigungsministerium die Kompetenz für überregionale Katastrophennotstände zu geben und dies im Grundgesetz zu verankern.

Bei den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA waren Passagierflugzeuge entführt und in das World Trade Center sowie das US-Verteidigungsministerium gesteuert worden. Dabei wurden über 3.000 Menschen getötet. Die Mehrheit der Amerikaner hält die offizielle Darstellung der Ereignisse jedoch für falsch (mehr hier).

In den Fraktionen stieß die Gesetzesnovelle auf unterschiedliche Reaktionen. Während der CDU-Innenpolitiker Thomas Strobl den Vorstoß begrüßte, kam Kritik aus der SPD und der Linkspartei.

„Ich finde es gut, dass sich die Bundesregierung über solche rechtlichen Fragen Gedanken macht“, sagte der stellvertretende Unions-Fraktionschef Thomas Strobl. Angesichts der weltweiten Bedrohungslage müsse man immer überlegen, wie man die Bürger auch in einer solchen Extremsituation am besten schützen könne.

Dagegen warnte der innenpolitische Sprecher der SPD, Hartmann, vor einem „Einfallstor für einen generellen Bundeswehreinsatz im Inneren“. Man solle nicht wegen eines sehr unwahrscheinlichen Einzelfalls eine alte Debatte wiederbeleben, sagte er Spiegel Online. „Das ist ein fataler Schritt zur Militarisierung der Inneren Sicherheit“, kritisierte auch die innenpolitische Sprecherin der Linkspartei, Ulla Jelpke.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trump deutet historischen Kompromiss an: Russland will Ukraine nicht vollständig besetzen
25.04.2025

Moskau signalisiert Rückzugsbereitschaft – wenn der Westen zentrale Forderungen erfüllt.

DWN
Finanzen
Finanzen Sozialleistungen belasten Haushalt: Staatsquote steigt erneut
25.04.2025

Höhere Ausgaben des Staates für Sozialleistungen wie Renten, Pflege- und Bürgergeld haben den Anteil der Staatsausgaben im Verhältnis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hat Trump mit seiner Einschätzung des deutschen Überschusses recht?
25.04.2025

Trumps Zollpolitik trifft auf deutsche Überschüsse – doch die wahren Ursachen für das Handelsungleichgewicht liegen tiefer.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Crash-Gefahr an den US-Börsen: Fondsmanager warnt vor historischem Einbruch von bis zu 50 Prozent
25.04.2025

Die Unsicherheit an den globalen Finanzmärkten nimmt spürbar zu. Ein renommierter Fondsmanager schlägt nun Alarm: Der US-Aktienmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lyft attackiert Uber: Neuer Mobilitäts-Gigant übernimmt FreeNow und greift Europa an
25.04.2025

Der Mobilitätskampf in Europa geht in eine neue Runde – und diesmal kommt die Herausforderung von der anderen Seite des Atlantiks: Lyft,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der offene Konflikt zwischen Big Tech und der EU eskaliert
24.04.2025

Meta hat den diplomatischen Kurs verlassen und mit scharfen Vorwürfen auf die jüngsten Strafen der EU-Kommission reagiert. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
24.04.2025

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...