Finanzen

Finanzinvestor KKR befreit italienische Banken von schlechten Schuldnern

Die Umverteilung von den Sparern zur Finanzindustrie geht weiter: So lange die Zentralbanken die Zinsen niedrig halten, sind riskante Kredite ein gutes Geschäft für Finanzinvestoren: Sie bekommen höhere Zinsen und können in aller Ruhe versuchen, vom Gläubiger zum Eigentümer zu werden. Für verschuldete italienische Unternehmen ist das eine gefährliche Entwicklung.
22.04.2014 17:59
Lesezeit: 1 min

Die beiden größten italienischen Banken UniCredit und Intesa Sanpaolo wollen vor dem europaweiten EZB-Stresstest einen Teil ihrer faulen Kredite auslagern. Beide Institute sowie der US-Finanzinvestor KKR unterzeichneten dazu eine Absichtserklärung. Es soll eine spezielle Gesellschaft geschaffen werden, die sich um die Problemkredite kümmert. In einer Erklärung der Banken hieß es am Dienstag, die Details der Zusammenarbeit würden noch ausgehandelt.

Für italienische Unternehmen mit hohen Schulden und Problemen wird es eng: Der Finanzinvestor KKR steigt in eine Bad Bank ein. In einem solche unregulierten Unternehmen versuchen Finanzinvestoren in der Regel, Schulden in Eigentumsanteile zu verwandeln. Der Prozess endet oft in der Zerschlagung des verschuldeten Unternehmens.

Mit dieser Bad Bank ergeben sich für KKR, der erst kürzlich beim Fußballverein Hertha BSC eingestiegen ist, attraktive Profitmöglichkeiten: KKR ist eine sogenannte Schattenbank. Das Unternehmen unterliegt keiner wie immer gearteten Regulierung. Wegen der niedrigen Zinsen der Zentralbanken sind faule Kredite für Finanzinvestoren ein gutes Geschäft: Sie erhalten höhere Zinsen, weil die Kredite ja riskant sind. KKR wird nun in aller Ruhe versuchen, die Kredite entweder einzutreiben oder aber in Beteiligungen umzuwandeln. Schon seit mehreren Monaten haben zahlreiche Banken vor allem aus Südeuropa ihre faulen Kredite an US-Investoren verkauft. Am Ende des Prozesses könnte KKR auf diesem Weg Eigentümer an hoch verschuldeten Unternehmen werden. Über diesen Weg können die Unternehmen zerschlagen und verkauft werden.

Für die Banken übernimmt KKR gewissermaßen die Schmutzarbeit: Die Banken können Verluste aus den Engagements minimieren beziehungsweise am Verkauf der Kredite partizipieren. Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte Reuters, die HVB-Mutter UniCredit und Intesa würden jeweils ein Kreditvolumen von einer Milliarde Euro in die Bad Bank einbringen, in die KKR Kapital in noch nicht bekannter Höhe einbringen werde.

Faule Kredite sind nach der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg das größte Problem der italienischen Banken. Nach Verbandsangaben summierten sich die Problem-Darlehen im Februar auf den Rekordwert von 162 Milliarden Euro. UniCredit verbuchte auch wegen hoher Abschreibungen auf Kredite 2013 einen Verlust von 14 Milliarden Euro. Intesa kam auf ein Minus von 4,55 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...