Deutschland

Millionen-Verluste: Steuerzahler müssen in Potsdam ein Schmetterlings-Haus finanzieren

Lesezeit: 1 min
15.05.2014 01:29
Ein städtisches Tropenhaus ist für die hoch verschuldete Stadt Potsdam zur Millionenfalle geworden. Die exotischen Pflanzen und Schmetterlinge ziehen zu wenig Besucher an. Daher will kein privater Investor die Anlage kaufen. Wegen Förderungen in der Höhe von 21,5 Millionen Euro muss die Halle auch bei Erfolglosigkeit weiter betrieben werden.
Millionen-Verluste: Steuerzahler müssen in Potsdam ein Schmetterlings-Haus finanzieren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mehr als 20.000 Tropenpflanzen, ein Schmetterlingshaus, eine Unterwasserwelt sowie eine Vielzahl an exotischen Tieren finden sich in der städtischen Biosphäre Potsdam. Diese Artenvielfalt hat ihren Preis. Dem Haushaltsplan der Landeshauptstadt Brandenburgs zufolge werden sich die Schulden der Stadt bis Ende 2014 auf voraussichtlich 103,6 Millionen Euro belaufen. Ein Schuldenabbau wird in den nächsten Jahren nicht erwartet.

„Die Biosphäre Potsdam ist für die brandenburgische Landeshauptstadt zu einer Millionenfalle geworden. Dieses Geld könnte die Stadt Potsdam selbst sehr gut gebrauchen. In den letzten Jahren wurde einiges unternommen, um die Attraktivität der Tropenhalle zu erhöhen – doch mit mäßigem Erfolg. Auch die vielfältigen Sonder- und Erlebnisveranstaltungen haben die Besucherzahlen kaum erhöht. Eine Privatisierung ist nun der letzte Ausweg. Dafür bietet sich entweder der Verkauf oder eine Verpachtung an. Fest steht: Es darf kein weiteres Steuerzahlergeld mehr fließen“, so Karolin Herrmann vom Deutschen Steuerzahlerinstitut.

Trotz Marketingstrategien der Biosphäre wird in dem letzten Beteiligungsbericht der Landeshauptstadt Potsdam ein Verlust der Umsatz- und Besucherzahlen deutlich. So erreichte die optimistische Besucherprognose der Stadt von den erwarteten 320.000 Besuchern im Jahr - zwischen 2007 und 2011 – nicht einmal die Hälfte: knapp 147.000 Besuchern kamen tatsächlich. Die Stadt zog ihre Konsequenzen daraus und sucht bereits seit 2010 erfolglos nach einem privaten Betreiber.

Die Tropenhalle einfach zu schließen, war nicht möglich: „Der frühere Betreiber der Biosphäre hat den Vertrag mit der Landeshauptstadt gekündigt, so dass die Stadt entscheiden musste, ob die Halle geschlossen wird und somit eine Fördermittelrückzahlung in Höhe mehrerer Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt zu erwarten ist oder ob die Halle für eine Übergangszeit selbst betrieben wird. Immerhin hat der Bau der Halle 29 Millionen Euro gekostet, die Fördersumme betrug 21,5 Millionen Euro. Die Förderung ist natürlich an Bedingungen geknüpft, der Förderzeitraum endet Ende 2017 und somit auch die Nutzungsbindung“, so der Sprecher des Oberbürgermeisters von Postdam auf Nachfrage zu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Seit 2007 besteht zwischen der Landeshauptstadt Potsdam und der Biosphäre Potsdam ein Betreibervertrag, welcher der Biosphäre Potsdam während der Vertragslaufzeit eine Existenz sichert. Im Jahr 2011 beliefen sich diese Zuschläge auf über eine Million Euro. Die Biosphäre Potsdam gehört der stadteigenen ProPotsdam GmbH und wird von der Biosphäre Potsdam GmbH, einem Tochterunternehmen der ProPotsdam betrieben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...