Das Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis wurde bereits 1999 in Zecken und Nagetieren identifiziert. Doch erst im Jahr 2010 wurde die weltweit erste Infektion beim Menschen namens Candidatus Neoehrlichia mikurensis bzw. Neoehrlichia bestätigt. Bisher tritt sie nur in Europa und Asien auf. Die Tücke: Aufgrund ihrer relativen Neuheit und schweren Diagnostizierbarkeit deuten Mediziner ihre Symptome oft falsch.
Die von der Sahlgrenska Academy in Göteborg im Fachblatt „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlichte Studie zeigt auf, dass die neuartige Zecken-Krankheit in erster Linie für ältere Personen gefährlich werden kann. Riskant sei sie auch für jene Patienten, die Medikamente zur Unterdrückung des körpereigenen Immunsystems einnehmen müssen. Als Symptome lassen sich unter anderem Fieber, Gewichtsverlust, allgemeines Unwohlsein sowie Muskel- und Gelenkschmerzen beobachten. In der Folge können Thrombosen, Embolien und Aneurysmen, also Gefäßverschlüsse und –aussackungen auftreten, da sich die Krankheit auch auf die Blutgefäße auswirkt.
Höchstes Erkrankungsrisiko über 50 Jahre
Vor vier Jahren rückte das Bakterium in den Fokus der Wissenschaft, als es zum ersten Todesfall durch die Krankheit kam. Seither konnten europaweit 19 Fälle registriert werden. Elf davon nahm ein Team von Sahlgrenksa-Wissenschaftler um Christine Wenneras genauer in Augenschein. Das Fazit der Forscher: „Diejenigen, die das höchste Erkrankungs-Risiko hatten, waren älter als 50 Jahre, litten gerade an einer Bluterkrankung oder an einer rheumatischen Erkrankung und wurden mit einer Chemotherapie oder Kortison behandelt“, so das Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal. Unklar sei allerdings nach wie vor der Mechanismus, der zu jenen schweren Krankheitsbildern führt. Gleiches gilt für die Wirkung der Bakterien auf einen gesunden Körper.
Gefährlich zudem: Unter Medizinern ist die neue Krankheit im Augenblick noch nicht sehr bekannt. Aufgrund von damit einhergehenden Fehldiagnosen und einer ohnehin schweren Diagnostizierbarkeit könnte die tatsächliche Erkrankungsrate also wesentlich höher liegen, so das Blatt weiter. Denn: Eine Nachzüchtung des Bakteriums im Labor ist nicht möglich. Erst ein gentechnisches Verfahren bringt den Nachweis.
Einfache Behandlung mit Antibiotikum
Die Behandlung gestaltet sich nach Erkenntnissen der Wissenschaftler hingegen relativ simpel. Durch die Einnahme des Antibiotikums Doxycyclin konnten die Symptome vollständig ausgemerzt werden.
Unterdessen will die EU der kontinuierlich fortschreitenden Ausbreitung von Zecken und Wanzen in Europa Einhalt gebieten. Bereits seit Ende 2013 fördert sie ein Projekt zur Eindämmung der Insekten mit 1,5 Millionen Euro. Dabei sollen spezielle Textilen und umweltfreundliche Schutzsprays entwickelt werden. Abgeschlossen werden soll das Projekt bis Oktober 2016. Die Gelder stammen aus dem laufenden Finanzierungsprogramm für kleine und mittlere Unternehmen der Europäischen Union.