In ihrer jüngsten Analyse der Lage in der Eurozone stellt die New Yorker Ratingagentur Standard & Poor's fest, dass die privaten und die öffentlichen Schulden in den Euro-Peripherieländern nahe bei oder auf Rekordniveau sind (mehr dazu hier)
Genauso schlimm wie die aktuelle Lage sind aber laut Standard & Poor's die Zukunftsaussichten der öffentlichen Finanzen. Dazu sagt die Ratingagentur:
„Die sich anpassenden Peripherieländer stehen … einem Dilemma gegenüber: Auf der einen Seite müssen sie ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern (was Inflationsraten unter dem Eurozonendurchschnitt erfordert), auf der anderen Seite müssen sie ihre Schulden abbauen (was durch steigende Preisniveaus unterstützt würde).“
Einerseits billiger werden, um mehr Waren, vor allem Exportprodukte abzusetzen, andererseits durch Inflation die hohe Schuldenlast entwerten, beides zusammen geht aber nicht. Und so erwartet Standard & Poor's in den meisten Krisenländern nur langsame Fortschritte beim Abbau der privaten Schulden.
Am besten sind die Erwartungen für Spanien. Dort sollen Haushalte und Unternehmen es bis 2020 schaffen, immerhin 90% der seit Beginn der Währungsunion neu aufgebauten Schulden wieder abzubauen. In Portugal sollen es bis 2020 dagegen 60% sein und in Italien nur 47%, während die Griechen bis 2020 lediglich 1% ihrer seit 1999 neu aufgebauten privaten Schulden wieder zurückführen können.
Der langwierige Schuldenabbau wird eine lange Belastung für die wirtschaftliche Entwicklung sein. Denn wer seine Schulden reduzieren muss, der wird nur wenig konsumieren oder investieren. Standard & Poor's schließen ihre Analyse darum mit einer Warnung:
„Wenn die Aufschwungs-Erwartungen enttäuscht werden, könnte dies unserer Meinung nach die politische Polarisierung verschlimmern und so eine wachsende Bedrohung für nachhaltige, wachstumsfördernde, aber oft unpopuläre Reformen darstellen.“