Finanzen

Deutscher Chef der Vatikan-Bank tritt zurück

Der deutsche Chef der Vatikan-Bank tritt nach nur einem Jahr von seinem Posten zurück. Als Grund für den Rücktritt werden Differenzen mit dem Vatikan über die Geschwindigkeit der Reformen vermutet. Im Kampf gegen Geldwäsche ließ Freyberg Hunderte Konten schließen und mehrere Ermittlungen einleiten.
02.07.2014 11:54
Lesezeit: 1 min

Der deutsche Chef der skandalgeschüttelten Vatikan-Bank gibt nach knapp anderthalb Jahren sein Amt wieder auf. Ernst von Freyberg war noch vom früheren deutschen Papst Benedikt XVI. eingesetzt worden, um bei dem Geldhaus aufzuräumen. Nun werde von Freyberg in der kommenden Woche zurücktreten, verlautete am Dienstag aus Vatikan-Kreisen. Sein Abgang solle zeitgleich mit der Veröffentlichung des Jahresberichts der Bank bekanntgegeben werden.

Über die Hintergründe des Rücktritts gab es widersprüchliche Informationen. Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, Freyberg wolle zu seiner Familie nach Deutschland zurückkehren. Andere hingegen sprachen von Differenzen zwischen dem Bank-Chef und dem Vatikan über die Geschwindigkeit der Reformen. Einem Medienbericht zufolge hat er ein angespanntes Verhältnis zu einem engen Vertrauten des neuen Papstes Franziskus. Deshalb habe man Freyberg zum Rücktritt genötigt.

Ein Sprecher der Vatikan-Bank lehnte eine Stellungnahme ab. Freyberg war zunächst nicht zu erreichen. Die Bank mit dem offiziellen Namen „Institut für religiöse Werke“ (IOR) war unter anderem in den Verdacht der Geldwäsche geraten. Freyberg hatte sein Amt im Februar 2013 angetreten (mehr hier). Unter seiner Führung startete das Geldhaus eine Initiative für mehr Transparenz. Zunächst behauptet der neue Chef öffentlich, es gäbe keine Beziehungen der Vatikan-Bank zur Mafia (hier). Wenig später ließ Freyberg dennoch Hunderte von Konten schließen, mehrere Ermittlungen einleiten und setzte strenge Regeln im Kampf gegen die Geldwäsche durch.

Bereits die Ernennung des Deutschen zum Chef der Vatikan-Bank hatte für Furore gesorgt. Denn Ernst von Freyberg ist eng mit der deutschen Rüstungsindustrie verbunden. Er war auch während seiner Zeit als Gottes oberster Banker weiterhin Aufsichtsrats-Mitglied bei Blohm + Voss, einem führenden deutschen Rüstungskonzern (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...