Der rasante Verfall verschiedener Tierpopulationen findet in alarmierender Geschwindigkeit statt. Forscher warnen jetzt vor einem erneuten Massen-Aussterben. Es wäre das sechste Mal in der Geschichte des Planeten, dass derart schnell einzelne Spezies ausgelöscht würden.
Wissenschaftler von der Standford University warnen, dass dieser Trend im Endeffekt auch den Menschen schweren Schaden zufügen werde. Professor Rodolfo Dirzo und seine Kollegen haben die Reduzierung der Spezies analysiert und mit dem generell üblichen Tempo verglichen – das Ergebnis war schockierend.
So sind seit dem Jahr 1500 mehr als 320 Landwirbeltiere ausgestorben. Die verbleibenden Spezies zeigen einen durchschnittlichen Abfall in ihrer Population von 25 %. Aber auch für wirbellose Tiere sieht die Situation ähnlich düster aus. In zwei Drittel der Fälle schrumpft die Bevölkerung dieser Arten im Durchschnitt um 45 %.
Selbst wenn die unterschiedlichen biologischen Arten auf der Erde zur Zeit sehr vielfältig sind – es wird geschätzt, dass die sogenannte Biodiversität nie höher war – sehen die Forscher dunkle Wolken am Horizont. Bei ihren Aufzeichnung haben die Biologen festgestellt, dass es im Laufe der Geschichte üblich war, wenn ein bis fünf Spezies pro Jahr aussterben.
Heutzutage spielt der Faktor Mensch die entscheidende Rolle. So hat sich diese übliche Rate auf mehr als 1.000 ausgerottete Spezies pro Jahr erhöht, berichtet National Geographic. Eine weitere Ursache wird hierbei auch genannt: die Klimaänderung. Somit kann das erhöhte Aussterben auch als Frühwarnsystem angesehen werden. Laut den Forschern wird diese Warnung aber viel zu sehr ignoriert.
In der Historie der Erde wurden keine Spezies vor einem Massenaussterben gewarnt. Es wäre das sechste Mal, dass der Planet extrem viele Arten in sehr kurzer Zeit verlieren würde. Dank der fossilen Aufzeichnungen können die Wissenschaftler gut nachvollziehen, welche Unterschiede es zwischen den einzelnen Massenaussterben gibt.
Früher waren gewaltige Vulkanausbrüche oder Asteroideneinschläge die Hauptursache für derartige Events. Heute hat der Mensch einen ähnlichen Einfluss auf die Natur und ist damit quasi eine andauernde Naturkatastrophe.
Bei den Wirbeltieren sind geschätzte 33 % vom Aussterben bedroht. Insbesondere große Tiere leben besonders gefährlich. Das zeigen auch die vergangenen Massenaussterben. Große Tiere haben üblicherweise niedrige Wachstumsraten in ihrer Population, weil sie wenige Nachkommen zeugen. Außerdem benötigen sie große Lebensräume, um ihre Anzahl aufrechterhalten zu können.
Ein einfaches Beispiel erklärt, wie gefährlich dieses Aussterben auch für den Menschen sein kann: Eine Studie in Kenia hat Landstriche untersucht, in denen keine großen Tiere wie Zebras oder Elefanten mehr lebten. Das Gebiet wurde sehr schnell von Schädlingen bevölkert, weil es ausreichend Nahrung und Schutz anbot. Dadurch breiteten sich schneller Krankheiten aus, die von den Schädlingen übertragen werden. Die Folge für den Menschen: ein erhöhtes Risiko sich an diesen Krankheitserregern zu infizieren.
Aber nicht nur große Tiere haben einen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen. Genauso wertvoll sind verschiedene Insekten wie beispielsweise Bienen als Pollenträger. Laut einer Studie der Cornell University sind Insekten für einen Umsatz von $ 29 Milliarden pro Jahr in der Landwirtschaft verantwortlich.
Ohne diese winzigen Tiere wäre es unmöglich, so viele Pflanzen zu bestäuben und damit die Menschen mit gesunder Nahrung zu versorgen. Die Studie unterschied sogar zwischen direkt und indirekt bestäubten Pflanzen. Speziell wurde auch die Leistung der Bienen berechnet. So sorgten die Honigbienen für $ 12,4 Milliarden Umsatz bei direkt bestäubten und für $ 6,8 Milliarden Umsatz bei indirekt bestäubten Pflanzen.
Darüber hinaus leisten Insekten auch auf anderen Wegen einen Beitrag für die Gesundheit der Menschen. Sie sind immens wichtig für ein funktionierendes Ökosystem. Insekten sind Bestandteil der funktionierenden Nähstoffkreisläufe. Sie sorgen außerdem für eine rasche Zersetzung von Abfällen.
Professor Dirzo hofft, dass er mit diesem Studienergebnis vor den Gefahren warnen kann. Die Aufmerksamkeit der Menschen sollte seiner Meinung nach mehr auf dieses drohende Massenaussterben gerichtet sein. Er gibt allerdings auch zu, dass es keine Musterlösung für dieses weltweite Problem gibt. Je nach Situation und Gebiet muss die individuelle Lage analysiert werden. Nur so kann das Massenaussterben verhindert werden.