Politik

Wegen Russland-Sanktionen: Autobauer müssen mit Rabatten um Kunden kämpfen

Durch die Sanktionen gegen Russland ist den europäischen Autobauern der russische Markt weggebrochen. Die Unternehmen versuchen, die Umsätze durch Rabatte zu retten. Die Stimmung auf dem Pariser Autosalon ist gedämpft. Die Entscheidung der EU, einen Handelskrieg gegen Russland zu führen, trifft den Massenmarkt ebenso wie das Luxus-Segment.
05.10.2014 01:02
Lesezeit: 2 min

Der heftige Markteinbruch in Russland drückt die Stimmung auf dem Pariser Autosalon. Ford kostet das schwache Russland-Geschäft sogar die für 2015 fest eingeplante Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Zusätzlich macht den Autobauern der massive Preisverfall zu schaffen. So klagte BMW-Chef Norbert Reithofer am Donnerstag in Paris, dass das Preisniveau auf dem Heimatkontinent Deutschland schlechter sei als Anfang des Jahres erwartet. Das schlage zwar noch nicht auf die Gewinnziele durch - aber vor allem in Deutschland habe sich die Lage zugespitzt: «Das ist wirklicher Wettbewerb mit Konsequenzen für den Preis», sagte Reithofer. Das sieht auch Daimler-Chef Dieter Zetsche so: «Ein Markt, in dem mit sehr harten Bandagen gekämpft wird, ist Deutschland.»

Dank ihrer jüngsten Modellwechsel können die Stuttgarter laut Zetsche aber wieder höhere Preise durchsetzen. In Europa und auch weltweit seien die Rabatte bei Mercedes-Benz zurückgegangen, sagte er. Zudem sparen Daimler und der Partner Renault-Nissan mit ihrer Kooperation deutlich mehr Geld als ursprünglich erwartet. Für beide Seiten werde eine «viel größere Zahl» herauskommen als die in Aussicht gestellten zwei Milliarden Euro, sagte Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn.

Trotzdem sorgt sich Zetsche um die Entwicklung in Europa, der Markt sei insgesamt «nicht so begeisternd». Audi-Chef Rupert Stadler sprach von «riesigen Herausforderungen» für die Branche. Es gebe viele Turbulenzen. Die bekommt Opel in Russland zu spüren. Bis August brachen die Verkaufszahlen der Rüsselsheimer dort um fast ein Fünftel ein. Das könne man aber kompensieren, sagte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. Er hält am Ziel fest, 2016 wieder einen Gewinn einzufahren. «Wir gewinnen im Moment in 14 europäischen Ländern Marktanteile dazu, dazu gehören Deutschland, England und Spanien.» Dabei helfe, dass Opel seine Modellpalette gerade Stück für Stück modernisiere.

Neumann beklagte, dass in einigen Ländern ein ziemlich hohes Rabattniveau herrsche. Daran habe sich Opel bei einzelnen Fahrzeugen beteiligt. «Aber in der Summe spüren wir deutlich, dass die Marke Opel wieder Rückenwind hat und die Kunden gerade neue Produkte wie den Mokka in der Regel ohne Nachlässe kaufen.»

Härter trifft es Ford: Der US-Konzern verkaufte in Russland sogar 43 Prozent weniger Autos als im Vorjahr und kassierte sein Gewinnziel. Wann das Europa-Geschäft Geld abwirft, ließ Europa-Chef Stephen Odell offen: «Wir geben noch keine Prognosen für die Jahre nach 2015.»

Selbst die Sportwagenschmiede Porsche - einer der profitabelsten Autobauer der Welt - lässt die Krise nicht kalt. «Porsche lebt nicht auf einer Insel», sagte Vertriebsvorstand Bernhard Maier. In Russland etwa sei das geringere Wachstum der Verkaufszahlen seit Juli «sehr zu spüren». Trotzdem verkaufte Porsche im August noch acht Prozent mehr Autos als ein Jahr zuvor - während der Markt um 26 Prozent einbrach.

Auf Kurs ist Toyota: Die Nummer eins der Branche dürfte ihr Absatzziel für Europa leicht übertreffen, sagte Europa-Chef Didier Leroy. Keine Entwarnung gab Vorstandskollege Karl Schlicht für den Preiskampf in Europa: «Die Rabattschlacht ist weiterhin hart.»

Im September wurden in Deutschland gut 260 000 Neuwagen zugelassen, fünf Prozent mehr als vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn liegt das Plus bei drei Prozent. Allerdings geht ein Großteil der Zulassungen auf das Konto von Tageszulassungen. Die Händler kämpfen darum, von den Autobauern nicht aus dem Netz gestrichen zu werden. Autoverbands-Präsident Matthias Wissmann räumte ein, dass die internationaler Konflikte Folgen für das Geschäft hätten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump zündet den Handelskrieg – doch Europa hat das bessere Spiel
03.06.2025

Donald Trump droht mit Strafzöllen, doch Europas Antwort steht längst: Mit stabilen Finanzen und strategischem Kurs könnte die EU zum...

DWN
Politik
Politik Vergessener Kontinent: Afrikas Fluchtkrisen- Milliarden fehlen für humanitäre Hilfe
03.06.2025

Fluchtkrisen in Afrika schneiden bei medialer Aufmerksamkeit, Hilfsgeldern und politischem Engagement besonders schlecht ab. Kamerun ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Rücksetzer nach Kurssprung – was Anleger jetzt wissen müssen
03.06.2025

Der Goldpreis ist auf Richtungssuche – trotz Krisen und Zinssorgen. Was steckt hinter der aktuellen Entwicklung, und wie sollten Anleger...

DWN
Politik
Politik Krim-Brücke: Ukrainischer Geheimdienst SBU meldet Angriff auf Kertsch-Brücke
03.06.2025

Die Krim-Brücke ist erneut Ziel eines spektakulären Angriffs geworden. Doch wie schwer sind die Schäden wirklich – und was bedeutet...

DWN
Politik
Politik Ehemalige US-Generäle zur Operation der Ukraine in Russland: Militärische Leistung, die dem Trojanischen Pferd gleichkommt
03.06.2025

Mitten in die Verhandlungen trifft Russland ein Schlag, der tief sitzt: Eine ukrainische Drohnenoffensive zerstört rund 40 strategische...

DWN
Politik
Politik Brüssels Pensionsflop: Milliardenvision scheitert kläglich
03.06.2025

Mit großem Tamtam gestartet, nun ein Desaster: Der EU-weite Rentenplan PEPP sollte Milliarden mobilisieren – doch kaum jemand macht mit....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ungenutztes Potenzial auf dem Arbeitsmarkt: Rekordteilzeit in Deutschland
03.06.2025

Teilzeit-Weltmeister Deutschland hat noch einmal nachgelegt: Die Teilzeit-Quote stieg im ersten Quartal auf einen neuen Rekord. Wie viele...

DWN
Politik
Politik Washingtons Steuerkrieg: Wie Trump Europas Wirtschaft ins Visier nimmt
03.06.2025

Die USA setzen zum wirtschaftlichen Gegenschlag an: Mit Strafsteuern auf europäische Unternehmen und Investoren will Donald Trump Brüssel...