Deutschland

Gier oder Gerechtigkeit: Video von der ersten DWN-Veranstaltung

Lesezeit: 2 min
03.11.2014 22:49
Bei der ersten DWN-Veranstaltung im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin wurde über die Frage diskutiert, ob die Gier einzelner Player das Verlangen nach einer gerechten Gesellschaftsordnung verdrängen könne.
Gier oder Gerechtigkeit: Video von der ersten DWN-Veranstaltung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Gier oder Gerechtigkeit“ war das Motto der von Michael Wohlgemuth, Direktor der Denkfabrik Open Europe Berlin, moderierten, ersten DWN-Veranstaltung. Michael Maier, Herausgeber der Deutschen Wirtschafts Nachrichten, diskutierte in Berlin mit den beiden Bestseller-Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich. Die Diskussion im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin stieß auf lebhaftes Interesse, die Tickets waren ausverkauft.

Das Grundthema: Die Vorherrschaft der politischen und wirtschaftlichen Eliten hat dazu geführt, dass die Gesellschaft auch materiell gespalten ist. Dieser Zustand muss verändert werden, weil ein Staat seine Legitimation verliert, wenn er die Gerechtigkeit der Gier einer kleinen Elite opfert.

Debattiert wurden Fragen, um die sich Regierung und Opposition gleichermaßen zu drücken versuchen: Ist der Crash noch zu verhindern oder doch die Lösung?

Weik und Friedrich sind der Auffassung, dass die verflochtenen Strukturen nur durch einen Crash aufgebrochen werden können. Anhand der Befunde, die die beiden Autoren in ihrem Buch dargelegt haben, ergäbe sich die Erkenntnis, dass das System außer Kontrolle geraten sei. Die beiden Autoren traten in der Debatte auch dem Missverständnis entgegen, dass sie sich den Crash wünschten. Sie sagten, dass die Folgen eines Crashs verheerende Folgen für die Gesellschaft zeitigen werden. Doch sei das System unbeherrschbar geworden. Daher sei der Crash die Lösung - allerdings im Sinne einer unausweichlichen Konsequenz und nicht als einem anzustrebenden Ereignis.

Maier warb für das Modell „Small is Beautiful“, das von Ernst Schumacher und vom Club of Rome bereits in den Achtziger-Jahren vertreten worden was. Die Komplexität, die die Globalisierung mit sich bringt, mache es für den einzelnen Bürger unmöglich, die Hintergründe zu verstehen. Die Staaten und Gesellschaften müssten zu Modellen zurückkehren, in denen politische Verantwortlichkeiten und wirtschaftliche Prozesse transparent und nachvollziehbar würden. Die Zukunft, so Maier, läge nicht in einer unreflektierten Fortschreibung der Hyperglobalisierung, sondern in regionalen und selbstbestimmten Bündnissen. Insbesondere müssten die globalen Finanzströme gebändigt werden, um zu verhindern, dass die Folgen von geldpolitischen Exzessen oder Spekulationen rund um den Globus exportiert werden.

Wohlgemuth plädierte für eine grundlegende Reform der EU. Er zweifelt an der Überlebensfähigkeit des Euro und vertritt die Auffassung, dass die zentralen Entscheidungen auf nationaler Ebene erfolgen müssten, um einen Konsens zwischen Politik und Bürgern herzustellen.

Die Wortmeldungen aus dem Publikum zeigten, dass die Bürger über wesentlich mehr Sachverstand verfügen als ihnen von der Politik gemeinhin eingeräumt wird. Allgemein herrschte die Auffassung, dass die Krise entgegen der schönen Worte der Bundesregierung mitnichten zu Ende sei. Das Misstrauen der Bürger in die Lösungskompetenz der Bundesregierung war durchaus ein konstruktives Votum: Würden die Parlamentarier auf die Wähler hören, könnten sie zahlreiche Fehler vermeiden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...