Politik

Die Arbeiter verlieren: Weltweit steigen die Löhne nicht mehr

Lesezeit: 1 min
06.12.2014 01:37
Weltweit sind seit den 1980er Jahren die Löhne langsamer gestiegen als die Produktivität. Die Internationale Arbeitsorganisation empfiehlt den Industrie-Ländern, die Lohn-Stagnation über den Mindestlohn auszugleichen. Eine Umverteilung von Reich nach Arm über das Steuer-System sei der falsche Weg.
Die Arbeiter verlieren: Weltweit steigen die Löhne nicht mehr

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In den Industrieländern haben die Arbeiter von der Erholung der Weltwirtschaft bisher nichts gespürt. Die Arbeitslöhne sind jedenfalls nicht sonderlich gestiegen.

Der durchschnittliche Reallohn in den Industrieländern stieg 2012 nur um 0,1 und im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent. Doch die Arbeiter der reichsten Volkswirtschaften - wie Italien, Japan und Großbritannien- verdienten weniger als im Jahr 2007. Das schwache Lohnwachstum in den Industrieländern führt zu schlechten Lebensbedingungen, insbesondere für ohnehin ärmere Arbeiter.

Deshalb hatte US-Präsident Barack Obama eine Kampagne ins Rollen gebracht, um den Mindestlohn zu erhöhen. Doch der Vorstoß Obamas wurde von der republikanischen Opposition im US-Kongress vereitelt. Der Deutsche Bundestag hingegen hat 2014 den ersten Mindestlohn des Landes beschlossen.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist der Ansicht, dass die Lohn-Stagnation nicht nur auf den Finanz-Crash 2008 zurückzuführen sei, der eine hohe Arbeitslosigkeit und ein geringes Wirtschafts-Wachstum ausgelöst hatte. Vielmehr sei dies das Resultat eines langfristigen Niedergangs-Prozesses der Gewerkschaften, der technologischen Innovationen und der allgemeinen Globalisierung.

Seit den 1980er Jahren sind die Löhne langsamer gestiegen als die Produktivität. Die Arbeiter erhalten einen schrumpfenden Anteil am Wirtschaftswachstum. Dieser Trend hält in den meisten Staaten an. Die Ausnahmen sind Frankreich und Großbritannien, wo der Einkommensanteil der Arbeiterschaft relativ stabil aber das Lohnwachstum noch immer schwach geblieben sind.

Die ILO empfiehlt Regierungen, die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt angehen möchten, den Mindestlohn zu nutzen und Tarifverhandlungen voranzutreiben. Von steuerpolitischen Maßnahmen, die eine Umverteilung von Reich nach Arm vornehmen, rät die ILO ab.

In der Zwischenzeit sind die Löhne in den Entwicklungsländern gestiegen. Doch sie sind immer noch weit davon entfernt, die reichen Länder einzuholen. Der durchschnittliche Monatslohn in den Entwicklungsländern beträgt etwa 1.000 US-Dollar in Entwicklungsländern, was einem Drittel des Durchschnittslohns der Industrie-Länder entspricht.

Die Löhne in Asien, Osteuropa und Asien sind durchschnittlich um sechs Prozent gestiegen. In Afrika und Lateinamerika gab es einen Anstieg von weniger als einem Prozent in Afrika und Lateinamerika. Der Anteil des Arbeitseinkommens am Wirtschaftswachstum ist in China, Mexiko und der Türkei geschrumpft. Doch in Russland hat sich jener Anteil erhöht.

Die Einkommensungleichheit in etwa der Hälfte aller Industrie- und Entwicklungsländer zwischen 2006 und 2010 ist angestiegen. In den anderen Ländern hat sie sich entweder verringert oder blieb stabil. Unter allen Ländern ist die Einkommensungleichheit in Brasilien und Argentinien besonders zurückgegangen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Politik
Politik CDU plant schrittweise Rückkehr zur Wehrpflicht
08.05.2024

Nachdem die Bundeswehr 2011 von einer Regierung unter Führung der Union von der Wehrpflicht befreit wurde, macht die CDU nun nach 13...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...