Technologie

Computerfehler: Amazon verkauft tausende Produkte für einen Penny

Lesezeit: 2 min
16.12.2014 10:37
Wegen eines Software-Fehlers hat Amazon in Großbritannien tausende Produkte für umgerechnet weniger als einen Cent verkauft. Die Verbraucher freuten sich über verfrühte Weihnachtsgeschenke. Die Händler erlitten in kürzester Zeit zehntausende Pfund Verlust, einigen drohe die Pleite.
Computerfehler: Amazon verkauft tausende Produkte für einen Penny

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Eine Software-Panne hat in Großbritannien tausenden Amazon-Kunden verfrühte Weihnachtsgeschenke beschert. Eine Anwendung zur automatisierten Preisanpassung funktionierte nicht richtig. Dadurch kosteten tausende Waren kleinerer Versand-Händler im Amazon Marketplace nur einen Penny – umgerechnet weniger als ein Eurocent, berichtet der Guardian.

Zahlreiche Kunden hatten auch via Twitter ihre Freude über die verfrühten Weihnachtsgeschenke ausgedrückt:

„Habe gerade 80 Cent bei Amazon ausgegeben… für einen Warenwert von ein paar tausend Euro… eine Menge Sachen kosten nur 1 Penny… gehackt?“

„Amazon ist sowas von kaputt: Matratze 1 Penny, Kopfhörer 1 Penny, Batterien, Kleidung, Spiele –alles 1 Penny. Jemand hat ganz schön versagt.“

Allerdings könnten die falschen Preise für einige Händler den Ruin bedeuten. Denn nach eigenen Angaben haben sie innerhalb einer guten Stunden mehrere zehntausende Euro Verlust gemacht. Ein Spielwaren-Händler sagte dem Guardian: „Wir erhielten einen Anruf von einem Konkurrenten der sagte: ‚Ist euch  klar, dass ihr alles für einen Cent verkauft?‘ Nach einer Stunde hatten wir 1600 Bestellungen, die Leute kauften 10, 50 oder 100 Stück von allem. Das entspricht 50.000, 60.000 oder 100.000 Pfund – soviel haben wir gar nicht.“

Obwohl der Händler seinen Online-Shop sofort offline nahm, hatte Amazon bereits Waren im Wert von 30.000 Pfund als versendet markiert – und damit keine Möglichkeit mehr die Bestellung zu stornieren oder die verschickten Produkte zurückzufordern.

Auch nach mehreren Beschwerden soll Amazon nicht reagiert haben und die Waren weiter versendet und dafür Händler-Gebühr kassiert haben. Die Amazon-Gebühren blieben  dabei für die Händler erstaunlicherweise gleich hoch wie mit dem ursprünglichen Produktpreis. Auch die Lieferkosten waren in dem Preis von 1 Penny bereits enthalten.

Amazon versuche nun, zumindest die noch nicht versendeten Artikel zu stornieren – dies zeige aber bereits negative Auswirkungen auf die für Online-Händler so wichtigen Kunden-Bewertungen. Verärgerte Kunden hinterlassen negative Ratings bei den betroffenen Online-Shops.

Bei der fehlerhaften Software handelt es sich um RepricerExpress. Die Anwendung berechnet die eigenen Produktpreise automatisch durch den Vergleich mit anderen Anbietern und soll eigentlich nur sicher stellen, dass der Händler, der das Programm nutzt, das jeweilige Produkt immer zum günstigsten Preis anbietet. In diesem Fall ging das Programm jedoch etwas zu weit.

Ein Online-Händler, der durch den Fehler 59 Handys an einen Kunden für jeweils einen Cent verkauft hat, kommentierte im Guardian: „Man kann sich ja vorstellen, wie schwierig es ist so einen Prozess durch menschliches Eingreifen zu stoppen,  wenn der Computer erstmal alles in Gang gesetzt hat.“


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