Technologie

Experten: Hacker-Spur führt zu Sony-Mitarbeiter, nicht Nordkorea

Im Hacking des Sony-Films The Interview hat eine Sicherheitsfirma dem FBI mitgeteilt, dass der Hacker vermutlich ein frustrierter Mitarbeiter von Sony ist und Nordkorea wohl nichts mit der Cyber-Attacke zu tun haben dürfte. US-Präsident Obama beeindruckt das nicht. Er verschärft die Sanktionen gegen Nordkorea.
30.12.2014 16:16
Lesezeit: 1 min

Präsident Barack Obama könnte sich mit seinen Anschuldigungen gegen Nordkorea etwas zu schnell exponiert haben: Die gewöhnlich gut informierte US-Nachrichtenwebsite Politico berichtet, dass hinter der Cyber-Attacke gegen Sony nicht Nordkorea stecken dürfte. Die Sicherheitsfirma Norse soll dem FBI das Ergebnis einer Untersuchung vorgelegt haben, derzufolge ein frustrierter Mitarbeiter von Sony im Verein mit einer kleinen Hacker-Gruppe hinter der Aktion stecken soll. Kurt Stammberger sagte Politico, dass sein Unternehmen alle möglichen Überprüfungen angestellt habe und keine einzige Spur gefunden habe, die nach Nordkorea führe.

Norse hat seine Daten dem FBI zur Verfügung gestellt, der Geheimdienst habe die Daten "dankbar" übernommen und prüfe nun die Ergebnisse. Allerdings sagte das FBI, es beharre auf seiner Darstellung, dass Nordkorea hinter der Attacke stecke. Das FBI weigere sich allerdings, der Hacker-Community die Belege vorzulegen. Kurt Stammberger hatte Verdacht geschöpft, dass die Behauptung, Nordkorea stecke hinter dem Hacking, bereits so kurze Zeit nach dem Bekanntwerden der Attacke veröffentlicht wurde: Es brauche einige Tage, bis man überhaupt eine Ahnung haben könne, wer hinter solch einer Attacke stecke. Wir Politico weiter ausführt, glaubt im Grunde niemand in der Hacker-Community, dass Nordkorea den Angriff verübt habe. Der Sicherheitsexperte Marc Rogers schreibt, die FBI-Erkenntnisse deuten auf eine Malware hin, die im Grunde jeder im Internet erwerben könne.

Laut Politico verdächtigt nun eine andere Hacker-Gruppe die Russen: Die Semantik des Hacks deute auf eine russische Aktion hin und nicht auf eine koreanische. Die Gruppe Taia berichtet auf ihrer Website von einer Analyse, die die Koreaner entlastet und den Verdacht in Richtung Russlands lenkt. Immerhin: Taia schließt definitiv aus, dass Deutschland oder China die Hacker waren - weshalb Peking und Berlin in dieser Sache wohl nicht mit US-Sanktionen rechnen müssen.

Die USA wollen wegen des Hackings Nordkorea stärker in die Zange nehmen und haben verschärfte Sanktionen angekündigt.

Das Verhalten erinnert an den Abschuss von Flug MH17 über der Ukraine: Auch hier hatten die US-Geheimdienste bereits kurze Zeit nach dem Unglück bekanntgegeben, dass Russland den Abschuss zu verantworten habe. Daraufhin wurden die Sanktionen in Kraft gesetzt. Bis heute liegen keinerlei Beweise dafür vor, wer MH17 wirklich abgeschossen hat.

Das FBI bleibt bei seiner Behauptung bleibt und die Dokumente, so es sie gibt, einfach unter Verschluss hält - aus nationalem Interesse. Auch die deutschen Bundesregierung weigert sich, die Protokolle der Fluglotsen zum Abschuss von MH17 zu veröffentlichen - aus Rücksicht auf befreundete Dienste, wie der Öffentlichkeit in Berlin von einiger Zeit beschieden wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardärsmanager fliehen aus US-Aktien: Der stille Countdown zur Rezession hat begonnen
17.04.2025

Eine neue Erhebung der Bank of America zeigt: Die Stimmung unter den großen Vermögensverwaltern kippt dramatisch. Während die Finanzwelt...

DWN
Politik
Politik Merz und EU offen für Tauruslieferung an Ukraine: Kreml warnt vor direkter Kriegsbeteiligung
17.04.2025

In der Opposition war Merz offen für eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Als voraussichtlicher Kanzler ist er das...

DWN
Panorama
Panorama Die Macht der WHO: Internationaler Pandemievertrag kommt
17.04.2025

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich die WHO-Mitgliedstaaten auf ein Pandemieabkommen geeinigt. „Ich habe keinen...

DWN
Technologie
Technologie Mechanische Speicher als geopolitische Alternative: Lithium-Batterien geraten unter Druck
17.04.2025

Angesichts wachsender Abhängigkeit von China bei Lithium-Batterien rücken mechanische Energiespeicher in den Fokus. Eine...

DWN
Technologie
Technologie Japanisches Genie revolutioniert Energiewende – Supermagnet jetzt 20 Milliarden Euro wert
17.04.2025

Im globalen Wettrennen um Energiesouveränität und technologische Vorherrschaft hat sich ein unscheinbares Element als strategischer...

DWN
Politik
Politik Taiwan, Sanktionen und Respekt - China stellt klare Bedingungen für Handelsgespräche mit den USA
17.04.2025

China fordert mehr Respekt und klare Signale der USA, bevor Handelsgespräche beginnen – eine Einigung ist entscheidend für die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steht das Verbrenner-Verbot vorm aus? Europas Rechte bläst zum Gegenschlag gegen EU-Establishment
17.04.2025

Konservative und rechte Kräfte im EU-Parlament wollen das Aus für Verbrennungsmotoren kippen – mit wachsender Unterstützung auch aus...

DWN
Politik
Politik Geheime Chatgruppe: EU-Außenminister betreiben Diplomatie über Signal - auf Einladung Kaja Kallas
17.04.2025

Die Außenminister der Europäischen Union kommunizieren in einer privaten Chatgruppe der verschlüsselten App Signal. Dies bestätigte der...