Politik

Bayrischer IT-Experte klagt gegen die Massen-Erfassung von Auto-Kennzeichen

Lesezeit: 1 min
05.01.2015 00:21
Die massenhafte Erfassung von Auto-Kennzeichen in Bayern verstößt gegen die Grundrechte. Mit dieser Ansicht zieht der IT-Experte Benjamin Erhart nun vor das höchste Gericht. Das Verwaltungsgericht hatte die Methode zuvor für rechtmäßig befunden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die massenhafte Erfassung von Auto-Kennzeichen in Bayern verstößt gegen die Grundrechte. Mit dieser Ansicht zieht der IT-Experte Benjamin Erhart nun vor das höchste Gericht. Das Verwaltungsgericht hatte die Methode zuvor für rechtmäßig befunden.

Heise online berichtet, dass der Anwalt des Klägers, Udo Kauss, bereits erfolgreich die Kennzeichen-Erfassung und den anschließenden Abgleich der Daten in Hessen und Schleswig Holstein abgewehrt hat. Dort sahen die Richter das Grundrecht der Autofahrer auf informationelle Selbstbestimmung verletzt. In Bayern sah die Justiz den Fall bisher anders. Die informationelle Selbstbestimmung sei dort nicht gefährdet, wenn ein „visueller Abgleich durch den damit betrauten Polizeibeamten“ keine Übereinstimmung mit Fahndungsdatenbeständen ergebe und das erfasste Kennzeichen „sofort gelöscht wird“. In Bayern werden Auto-Kennungen an 12 Standorten auf 30 Fahrspuren im Auftrag der Polizei aufgenommen. Jeden Monat gleichen die Ermittler im Anschluss rund acht Millionen Fahrzeuge mit Fahndungslisten größtenteils automatisch ab.

Bei einer solchen massenhaften Datenerfassung jeglichen Grundrechtseingriff abzustreiten, habe Kauss zufolge ganz grundsätzliche Folgen: Es führe laut dem heise online vorliegenden Beschwerdeentwurf dazu „dass der Staat ohne gesetzliche Grundlage und ohne jegliche Einschränkung Informationen über menschliches Verhalten erfassen und auswerten kann“.

Dies würde dem Staat „den flächendeckenden Aufbau einer Überwachungsinfrastruktur“ erlauben, auch für Mobiltelefone, menschliche Bewegungen und Stimmen zur Verhaltenserkennung, Gesichter oder auch die Iris. „Eine solche Welt allgegenwärtiger maschineller Erfassung wäre das Ende eines unbefangenen Lebens und das Gegenteil informationeller Selbstbestimmung und Privatsphäre“, zitiert heise aus dem Papier.

Die Grundrechte würden demnach unter Staatsvorbehalt gestellt, wenn die Obrigkeit keine Rechtfertigung für ihre Maßnahme mehr vorweisen müsse, sondern der Bürger sich permanent einer „Unbedenklichkeitsprüfung“ unterziehen müsse. Diese einseitige Fixierung auf das staatliche Eingriffsinteresse verfehle den Zweck der Grundrechte fundamental.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...