Nach dem Anschlag auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» soll sich der jüngste der drei mutmaßlichen Täter der Polizei gestellt haben. Der 18-Jährige sei nach seiner Flucht in Charleville-Mézière nahe der belgischen Grenze in Polizeigewahrsam, hieß es am frühen Donnerstagmorgen im französischen Fernsehen. Der junge Mann soll zusammen mit zwei Brüdern für den Anschlag auf das islamkritische Blatt verantwortlich sein, bei dem zwölf Menschen am Mittwoch getötet worden waren. Er soll den beiden Attentätern geholfen haben.
Wo die flüchtigen, schwer bewaffneten Brüder sind, war noch unklar. Die Nachrichtenagentur AFP meldete, die Polizei verhöre derzeit Menschen aus dem Umfeld der beiden Männer, die 34 und 32 Jahre alt sein sollen. Fotos von ihnen seien veröffentlicht worden. Die Sicherheitsbehörden fahndeten mit mehreren tausend Beamten nach den Attentätern - unter anderem im ostfranzösischen Reims und in Straßburg.
Der Figaro meldet, dass die französische Polizei und die die Anti-Terroreinheit RAID die Täter in Reims gesichtet haben soll und einen Zugriff versuchen. Die Polizei soll ein Haus umstellt und Journalisten gewarnt haben. Auf Twitter kursieren Meldungen, dass in dem Gebäude Schüsse gefallen sein sollen. Die Meldung wurde nicht bestätigt.
Bei den Killern soll es sich um französische Staatsbürger handeln, berichtet die Zeitung Le Point. Einer von ihnen soll zuvor der Organisation „Irakische Bruderschaft“ angehört haben und soll 2005 bei seiner Ausreise nach Syrien verhaftet und 2008 verurteilt worden sein. Wann und wie er aus dem Gefängnis entlassen wurde bleibt unklar. Ein weiterer dritter Tatverdächtiger soll ein Obdachloser sein. Diese Angaben soll die Polizei den Papieren entnommen haben, die in dem Tatfahrzeug gefunden wurden. Der Citroen, mit dem die Killer den Tatort verlassen hatten, wurde im Nordosten von Paris gefunden. Dort hatten die Killer ein anderes Fahrzeug gekapert, den Fahrer jedoch nicht als Geisel genommen. Die Angaben der Zeitung wurden von der Polizei nicht bestätigt. Ob die Papiere im Citroen wirklich zu den Tätern gehören, ist unklar.
Das Blutbad, das die schwer bewaffneten Attentäter am Mittwoch in der Redaktion der Zeitung anrichteten, löste eine Schockwelle aus. Die Sicherheitsmaßnahmen im Großraum Paris wurden massiv verschärft. Staatspräsident François Hollande ordnete für diesen Donnerstag nationale Trauer und eine dreitägige Halbmast-Beflaggung an. Es war der schwerste Terroranschlag in Frankreich seit Jahrzehnten.
Zeugen zufolge drangen zwei schwarz vermummte Männer mit Kalaschnikows in die Redaktionsräume ein und schossen kaltblütig um sich. Die Terroristen riefen «Allah ist groß» und «Wir haben den Propheten gerächt». «Sie sprachen perfekt Französisch», sagte die Zeichnerin Corinne Rey, die den Anschlag überlebte, der Zeitung «l'Humanité». Dabei hätten sie behauptet, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören. Der Überfall habe etwa fünf Minuten gedauert.
Unter den zwölf Opfern sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft zwei Polizisten. Bei ihrer Flucht in einem Auto gaben die Täter weitere Schüsse ab. Insgesamt gab es elf Verletzte.
Staatschef Hollande eilte sofort zum Tatort und rief die Nation zur Einheit auf. Er sprach von «Barbarei» und einem «Schock für Frankreich». Nach einer Krisensitzung des Kabinetts erklärte die Regierung, es seien drei Täter am Werk gewesen. Der Staatsanwalt sprach von «mindestens zwei» Angreifern.
Hollande erklärte für die Pariser Region die höchste Sicherheitsstufe, mindestens 500 zusätzliche Polizisten sind im Einsatz. Der Staatschef berief für Donnerstagfrüh eine zweite Sondersitzung des Kabinetts ein und beriet sich telefonisch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem britischen Premierminister David Cameron.