Politik

Putin gegen Soros: Russland greift nach EU-Milliarden für die Ukraine

Lesezeit: 1 min
10.01.2015 16:32
Nur wenige Tage, nachdem Angela Merkel den Weg für einen 1,8 Milliarden Euro Kredit aus EU-Steuergeldernfür Arseni "Jaz" Jazenjuk freigemacht hat, lanciert Russland sein Interesse an dem Geld: Moskau erwägt, einen Kredit an Kiew fälligzustellen. Russland will mit dem Schachzug vor allem dem Spekulanten George Soros in die Parade fahren.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Russland könnte die EU-Zahlungen an die Ukraine dazu nützen, einen Kredit fälligzustellen, der Ende Januar fällig wird und den Kiew nicht aus eigenen Mitteln bedienen kann: Moskau könnte die vorzeitige Rückzahlung eines drei Milliarden Dollar schweren Kredits an die Ukraine verlangen. Die Ukraine habe eine ganze Reihe von Bedingungen nicht erfüllt, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti am Samstag unter Berufung auf Regierungskreise. Unter diesen Umständen sei Russland gezwungen, früher auf die Zahlung zu bestehen.

Präsident Wladimir Putin hatte noch vor wenigen Wochen angedeutet, nicht auf eine vorzeitige Rückzahlung zu bestehen. Ansonsten sei das Finanzsystem der Ukraine in Gefahr, sagte Putin im November im Interview mit der ARD. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, zitieren Agenturen Finanzminister Anton Siluanow. Die Ukraine habe aber Auflagen verletzt.

Russland hatte das Darlehen im Dezember 2013 - nur wenige Monate vor dem Sturz des prorussischen Präsidenten der Ukraine, Viktor Janukowitsch - gewährt. Die Vereinbarung sieht vor, dass Russland eine vorzeitige Rückzahlung verlangen kann, wenn der Schuldenberg der Ukraine oberhalb von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung liegt. Wegen des Konflikts im Osten der Ukraine war die Konjunktur zuletzt eingebrochen und diese Marke wohl überschritten. Putin hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass er erwarte, dass die EU für die Schulden der Ukraine geradestehen werde. 

Deutschland sagte der Ukraine vor wenigen Tagen eine Kreditbürgschaft von einer halben Milliarde Euro zu. Die Garantien sollen einen Kredit zur Finanzierung des Wiederaufbaus der Ostukraine absichern. Nach dem Besuch des ukrainischen Außenministers Arseni Jazenjuk in Berlin hat Bundeskanzlerin Angela Merkel grünes Licht für einen weiteren Kredit von 1,8 Milliarden Euro für die Ukraine durch die EU. Wozu Kiew die europäischen Steuergelder genau verwendet wird, ist nicht geregelt.

Der Schachzug ist durchaus raffiniert. Allerdings dürfte es bei Putin weniger um einen Poker gehen. Russland ist wegen der Sanktionen selbst massiv unter Druck geraten und kann im Grund keine Finanz-Geschenke mehr vergeben.

Auf die Idee gebracht haben dürfte die Russen nicht zuletzt George Soros, der seinerseits die EU-Gelder gefordert hat, damit die Ukraine ihre Schulden bei ihm bezahlen kann.

Wenn die Russen jedoch hart bleiben, könnte sich Soros verspekuliert haben. Es sei denn, die EU überwiest weitere Milliarden nach Kiew. Weil aus EU-Sicht in der Ukraine die westlichen Werte verteidigt werden, ist es denkbar, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs ihren sonst so sorgsamen Umgangs mit Steuergeldern einer übergeordneten Sache opfern könnten.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...