Politik

EU beginnt mit Aufbau von Geheimdienst in arabischen Staaten

Die EU entsendet „Sicherheits-Attachés“ in ihre Vertretungen in der arabischen Welt. Diese sollen mit den arabischen Geheimdiensten kooperieren. Wegen der Komplexität der Aufgabe sehen Beobachter darin einen ersten Schritt zu einem EU-Geheimdienst. Noch beteuert die EU, dass die Maßnahme mit entsprechenden Plänen nichts zu tun habe.
20.01.2015 00:49
Lesezeit: 1 min

Die Europäische Union will im Anti-Terror-Kampf den Austausch von Geheimdienstinformationen mit arabischen Ländern verbessern. Wenige Tage nach Razzien gegen mutmaßliche Islamisten in mehreren europäischen Ländern sprach sich die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini dafür aus, den EU-Delegationen in Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens Sicherheitsberater zuzuordnen. Diese "Sicherheits-Attachés" sollten eng mit den Behörden vor Ort zusammenarbeiten, sagte Mogherini am Montag nach Beratungen der EU-Außenminister in Brüssel.

Die Entsendung der Spezialisten sei allerdings nicht der Anfang eines EU-Geheimdienstes. Allerdings war es ausgerechnet der italienische Premier Renzi, der einen solchen Geheimdienst nach den Attentaten von Paris gefordert hat. Beobachter gehen davon aus, dass dieser Schritt trotz der gegenteiligen Beteuerungen der erste Schritt zum Aufbau eines solchen Dienstes sei. Schließlich erforderte die Arbeit in den arabischen Diensten besondere geheimdienstliche Fähigkeiten. Es ist nicht zu erwarten, dass sich die EU mit der Entsendung von Dolmetschern begnügen werde.

Mogherini - die zuvor für Renzi gearbeitet hatte - sagte, dass die Fähigkeiten in der EU ausgebaut werden sollten, die arabische Sprache und Kultur besser zu verstehen. An den Beratungen in Brüssel nahm auch der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, teil.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier unterstrich, dass es Aufgabe der EU-Justiz- und Innenminister sei, bei ihrem Treffen Ende Januar in Riga über weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheitslage in Europa zu beraten.

Rund um das Tagungsgebäude der Außenminister im Brüsseler EU-Viertel patrouillierten Soldaten mit Sturmgewehren. In Belgien wurde die zweithöchste Terrorwarnstufe ausgerufen, nachdem am Donnerstag bei einem Einsatz in Verviers zwei Männer von der belgischen Polizei erschossen worden waren. Die Polizei gibt an, dass es sich um Islamisten gehandelt haben soll. Konkrete Belege dafür wurden nicht veröffentlicht. Ein dritter Mann wurde in der Kleinstadt rund 25 Kilometer von Aachen entfernt verhaftet. Die Polizei gibt an, es soll sich um Rückkehrer aus dem syrischen Bürgerkrieg gehandelt haben. Sie sollen Anschläge im großen Stil geplant haben, etwa auf Polizeiwachen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abwanderung von Fachkräften: Immer mehr deutsche Arbeitnehmer verlassen ihr Heimatland
21.08.2025

Immer mehr Deutsche sagen Adieu und wandern aus: 2024 waren es 270.000 Ausreisewillige, 2025 wird ein neuer Rekordwert erwartet. Doch wer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freiwillige vor: Neuer Bahnchef gesucht
21.08.2025

Die Deutsche Bahn steckt in ihrer tiefsten Krise, doch der Verkehrsminister drängt auf schnellen Wechsel an der Spitze. Während geeignete...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenanzeigen: Firmen verschenken Potenzial mit fehlender Familienfreundlichkeit
21.08.2025

Deutsche Unternehmen reden gern über Familienfreundlichkeit, doch in den Stellenanzeigen bleibt davon wenig übrig. Eine neue Analyse...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Importzoll auf Autos aus EU soll rückwirkend sinken
21.08.2025

Washington senkt seine Importzölle auf Autos aus der EU – rückwirkend und überraschend deutlich. Für Europas Autobauer ist das zwar...

DWN
Panorama
Panorama Nord-Stream-Anschlag: Carabinieri verhaften Ukrainer wegen Sprengstoff-Operation
21.08.2025

Seit zwei Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft im Fall der gesprengten Nord-Stream-Pipelines. Nun gerät ein Ukrainer ins Visier, den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Homeoffice auf Rezept? Ärztliches Attest bedeutet keinen Anspruch aufs Homeoffice – was zu beachten ist
21.08.2025

Ärztliche Homeoffice-Atteste liefern Hinweise, sind aber kein automatischer Freifahrtschein. Fehlen verbindliche Regeln und ein...

DWN
Politik
Politik Russland erklärt, in die Sicherheitsgarantien für die Ukraine „einbezogen“ werden zu wollen
21.08.2025

Russland will bei den Sicherheitsgarantien für die Ukraine mitreden – und verlangt ein Vetorecht. Experten warnen: Damit droht Moskau,...

DWN
Finanzen
Finanzen Millionen PayPal-Zugangsdaten im Umlauf – das sollten Nutzer jetzt tun
21.08.2025

Millionen PayPal-Zugangsdaten sollen im Darknet zum Verkauf stehen – zu einem erstaunlich niedrigen Preis. Ob es sich um aktuelle Daten...