Technologie

Versicherungen verweigern Unternehmen Schutz bei Cyber-Attacken

Lesezeit: 1 min
07.02.2015 00:20
Versicherer bezeichnen das finanzielle Risiko bei globalen Cyber-Attacken als unbezahlbar. Stattdessen sollen die Steuerzahler in die Haftung genommen werden. Solch hohe Verbindlichkeiten zu managen sei Aufgabe von Regierungen, nicht Versicherungen.
Versicherungen verweigern Unternehmen Schutz bei Cyber-Attacken

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Versicherer halten das Risiko für Cyber-Attacken inzwischen für so hoch, dass sie es nicht mehr abdecken können. Stattdessen fordern sie von den Regierungen, für die Risiken zu haften. Dies sagte der Chef der Versicherung Catlin, dem größten Versicherer auf dem Londoner Versicherungsmarkt Lloyds of London.

Tags zuvor hatte der US-Gesundheitsversicherer Anthem bekannt gemacht, dass Hacker sein System geknackt hatten und in einem „sehr ausgefeilten Angriff“ Sozialversicherungsnummern und Einkommensdetails der Kunden und Mitarbeiter gestohlen hatten. Stephen Catlin, Gründer der catlin-Versicherung, nannte Cyber-Sicherheit das „größte Systemrisiko“ das ihm in seiner 42-jährigen Versicherung-Karriere begegnet sei, so ein Bericht der Financial Times.

„Unsere Bilanzen sind nicht groß genug um dafür zu bezahlen“, so der Gründer von Catlin. Solche großen Verbindlichkeiten zu managen sei demnach Aufgabe von Regierungen, nicht Versicherungen.

Viele Versicherer hegen ähnliche Vorbehalte, wenn es darum geht, Cyber-Security-Risiken zu beziffern. Einige Chefs sprechen jedoch auch von einer wachsenden Zahl elektronischer Einfälle für Produkte, die Gelegenheiten für die Branche bergen um mehr Versicherungen zu verkaufen.

Mehrere Versicherer bieten Cyber-Versicherungspolicen an, die Unternehmen dabei helfen sollen, die Kosten bei der Erstellung forensischer Untersuchungen gegen Cyber-Attacken oder bei der Verteidigung in Gerichtsverfahren zu tragen. Allerdings sind die Deckungssummen stark beschränkt und die Versicherungsprämien tendenziell enorm hoch.

Die Cyber-Risiken seien schwer einzuschätzen, da sie schwer in ein berechenbares Modell zu bringen und zudem von ungewöhnlich systemischer Natur seien. Eine Schwachstelle in einer weit verbreiteten Software könne weltweit ganze Systeme zum Einsturz bringen. Das mache die Sparte anfällig für weltweit zeitgleiche Multimilliarden-Dollar Forderungen. „Es ist möglich, den gleichen Ausfall auf der ganzen Welt zu haben“, so Catlin. Traditionelle Risiken wie etwa Naturkatastrophen, seien zumindest räumlich begrenzt.

Regierungen hatten bereits für Anti-Terror-Versicherungen einspringen müssen, weil die Versicherer sich weigerten, die Risiken von Terror-Angriffen zu übernehmen. Cyber Security berge allerdings im Vergleich mit Terrorismus noch weitaus größere Risiken, so Catlin.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
18.05.2024

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nike schnappt Adidas die Nationalmannschaft weg: Der DFB kennt keine Gnade
18.05.2024

Über 70 Jahre waren sie eine Einheit – die deutsche Nationalmannschaft in ihren Adidas-Trikots und ihren Schuhen mit den drei Streifen....

DWN
Finanzen
Finanzen Günstiger Urlaub? Versteckte Kosten, die Sie unbedingt im Blick haben sollen!
18.05.2024

Sie haben Ihren Sommerurlaub bestimmt schon geplant und freuen sich darauf, eine schöne Zeit am Strand zu verbringen und sich zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Schulden-Restrukturierung: Ukraine braucht weitere Zugeständnisse von internationalen Investoren
18.05.2024

Die Ukraine will möglichst schnell ihre Finanzierung über den Kapitalmarkt neu aufstellen. Es geht um bereits am Markt platzierte...

DWN
Politik
Politik Für immer beschützt von Uncle Sam? Warum Europa nicht mehr auf die Hilfe der USA zählen sollte
18.05.2024

Sinkt das Interesse der USA an Europa? Für Jahrzehnte galt es als gesichert, dass die Vereinigten Staaten von Amerika Westeuropa vor...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Klimawandel führt zu weniger Ertrag und Qualität bei Reis
18.05.2024

Japanische Forscher wollten herausfinden, wie sich der Klimawandel auf die Reisernte auswirkt. Dafür haben sie mehrere Szenarien...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Kommentar: 4-Tage-Woche und Work-Life-Balance - das ist doch ein unternehmerischer Alptraum!
17.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft E-Autos: Zölle gegen China – sollte die EU jetzt den USA nacheifern?
17.05.2024

Nachdem die USA die Zölle auf chinesische Elektroautos drastisch angehoben haben, steht nun die EU vor der Frage, ob sie es dem großen...