Der ehemalige Chef des britischen Auslands-Geheimdiensts MI6, Sir John Sawers, ist der Ansicht, dass der Ukraine-Konflikt nicht das einzige Problem zwischen Russland und dem Westen sei. Die Krise zwischen beiden Seiten sei weitaus „größer und gefährlicher“.
„Die Sanktionen verursachen Kosten für Russland. Doch bei der Ukraine-Krise geht es nicht mehr um die Ukraine. Derzeit haben wir eine viel größere und gefährlichere Krise zwischen Russland und dem Westen, bei der es um die Werte und die Ordnung in Europa geht“, zitiert die BBC Sawers. In diesem Sinne könnte jeder Versuch des Westens, die Ukraine zu bewaffnen, zu einer Eskalation der Situation führen, bei dem auch Bodentruppen zum Einsatz kommen würden.
Derzeit seien tausende Tote in der Ukraine zu beklagen. Bei einer Eskalation bestehe jedoch die Gefahr, dass Zehntausende sterben.
Sawers ist der Auffassung, dass es für die Europäer schwierig geworden ist, all die Krisen und Gefahren zu beherrschen: Es gäbe zu viele Konflikte zur selben Zeit und gleichzeitig machten neue politische Parteien den Regierungen das Leben schwer (Video am Anfang des Artikels).
Die Interventionen im Irak und in Afghanistan seien für Großbritannien mit hohen Kosten verbunden gewesen. Das britische Militär werde sich aus diesen Gebieten zurückziehen – ähnlich wie der Abzug der Amerikaner aus Vietnam.
Die Amerikaner drängen vehement auf eine Bewaffnung der Ukraine und haben bereits ein erstes entsprechendes Gesetz beschlossen. Noch zögert US-Präsident Obama mit weiteren Schritten. Doch einer seiner möglichen Herausforderer, Jeb Bush aus der berüchtigten Bush-Dynastie, hat den Präsidenten diese Woche heftig attackiert und ihm vorgeworfen, zu feige für ein hartes Vorgehen gegen Russland zu sein. US-Senatoren haben Angela Merkel ebenfalls zu große Nachsicht mit Russland vorgeworfen und drängen auf den Export von Waffen in die Ukraine.