Politik

Schäuble droht Griechenland mit der Staats-Pleite

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat Griechenland mit der Staats-Pleite gedroht, wenn Athen seine Schulden bei der EZB und dem IWF nicht bedient. Der griechische Finanzminister Varoufakis sagte, man würde gerne zahlen, hätte aber das Geld nicht. Er will daher mit der EZB über einen Schuldenschnitt verhandeln. In diesem Fall wären Milliarden an europäischen Steuergeldern verloren.
02.03.2015 00:52
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Griechenland stellt die Rückzahlung von Staatsanleihen in Höhe von 6,7 Milliarden Euro infrage, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) gehalten und im Sommer fällig werden. Finanzminister Yanis Varoufakis sagte am Wochenende in einem TV-Interview, er wolle über die Anleihen verhandeln. Mit welchem Ziel, ließ er offen. "Wenn wir das Geld hätten, würden wir bezahlen", sagte der Minister allerdings. "Sie wissen, dass wir es nicht haben." Der Bundestag hatte am Freitag einer Verlängerung des laufenden EFSF-Programms durch die Euro-Zone um vier Monate bis Ende Juni zugestimmt. Grundlage dafür war eine Zusage Griechenlands, alle Verbindlichkeiten zu erfüllen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte dazu in der ARD, Varoufakis habe unterschrieben, alle Verpflichtungen des Landes vollständig und pünktlich zu erfüllen. "Sobald er die erste Zahlung nicht pünktlich leistet, ist das ein sogenannter Default und was dann für Griechenland passiert, das möchte ich an seiner Stelle nicht verantworten." In der Bild am Sonntag sagte Schäuble aber auch, er traue der Regierung zu, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen, eine effizientere Steuerverwaltung aufzubauen und am Ende die Auflagen zu erfüllen. Die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras hat unter anderem angekündigt, mehr Steuern einzutreiben zu wollen und den Schmuggel härter zu bekämpfen. Außerdem soll das Rentensystem umgebaut werden. Dennoch gibt es die Sorge, dass Griechenland bald neue Milliarden von den internationalen Geldgebern benötigt. Im März muss es einen Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) von rund 1,6 Milliarden Euro zurückzahlen und im April 800 Millionen Euro für Zinszahlungen aufbringen. Im Juli und August benötigt das Land dann etwa 7,5 Milliarden Euro für die EZB und andere Zinsverpflichtungen. Schäuble sagte dazu: "Ob Griechenland weitere Hilfen braucht, wird man sehen, wenn das zweite Programm beendet ist. Egal was kommt, wir werden sehr strenge Maßstäbe anlegen." Andere Euro-Länder wie Portugal oder Irland hatten zuletzt erklärt, Griechenland werde nicht um ein drittes Hilfsprogramm herumkommen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung bezifferte vor einigen Tagen Griechenlands Finanzierungslücke für die kommenden drei Jahre auf 30 bis 40 Milliarden Euro. Tsipras selbst hat ein drittes Kredit-Programm ausgeschlossen. Unterdessen warf Tsipras den konservativen Regierungen in Spanien und Portugal vor, an der Spitze einer Allianz zum Sturz der neuen Linksregierung in Athen zu stehen. Beide Länder hätten versucht, die Verhandlungen in der Euro-Zone im Schuldenstreit zum Scheitern zu bringen, sagte er auf einer Veranstaltung seiner Syriza-Partei. Sie würden dabei von der Sorge getrieben, dass das griechische Beispiel radikalen Kräften vor den Parlamentswahlen in den eigenen Ländern Auftrieb geben könnte. Ihr Plan sei es gewesen und sei es noch, die griechische Regierung zur bedingungslosen Aufgabe zu zwingen, bevor deren Arbeit Früchte trage. "Und das vor allem vor den Wahlen in Spanien", sagte Tsipras. Der spanische Regierungschef Mariano Rajoy wies die Vorwürfe zurück. "Wir sind nicht verantwortlich für die Frustration, die die radikale griechische Linke ausgelöst hat, indem sie dem griechischen Volk Dinge versprochen hat, die sie niemals wird einlösen können." In Spanien ist die erst vor einem Jahr gegründete Protest-Partei Podemos zu einer ernsten Gefahr für die regierende Volkspartei geworden. In einer Umfrage Anfang Februar lag sie mit knapp 28 Prozent deutlich vor den früher dominierenden Sozialisten und der Volkspartei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Frankreich: Regierung von Premier François Bayrou scheitert bei Vertrauensfrage
08.09.2025

Frankreichs Regierung unter Premier François Bayrou ist an der Vertrauensfrage gescheitert. Ein krachendes Votum zwingt Präsident...

DWN
Politik
Politik Höhere Beitragsbemessungsgrenzen: Sozialbeiträge werden für Beschäftigte 2026 spürbar steigen
08.09.2025

Die schwarzrote Koalition will die Beitragsbemessungsgrenzen für Rente, Pflege und Krankenversicherung anheben – mit der Begründung,...

DWN
Politik
Politik Government Pension Fund Global: Norwegens Ölfonds trotzt den USA
08.09.2025

Der Government Pension Fund Global (GPFG) sorgt für Streit: Nach dem Ausschluss von Caterpillar und israelischen Firmen drohen die USA mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autozulieferer unter Druck: Stellenabbau bei Bosch, Conti, ZF – Autobranche kämpft ums Überleben
08.09.2025

Die deutsche Autobranche steckt in einer existenziellen Krise. Auftragseinbrüche, Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und massiver...

DWN
Finanzen
Finanzen Wölfe der Wall Street: US-Börsen zwischen Rekorden und Unsicherheiten – steigt der Goldpreis auf 5.000 Dollar?
08.09.2025

Die US-Börsen schwanken zwischen Euphorie und Risiko: Rekorde bei S&P 500 und Nasdaq treffen auf Sorgen um Fed-Unabhängigkeit und...

DWN
Politik
Politik EU-Asylagentur: Deutschland bei Asylanträgen nicht mehr führend
08.09.2025

Seit mehr als zehn Jahren lag Deutschland bei Asylanträgen in Europa unangefochten an der Spitze. Nun übernehmen Frankreich und Spanien...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum Führungskräfte manchmal unlogische Entscheidungen treffen – und was zu tun ist
08.09.2025

Führungskräfte treffen oft irrationale Entscheidungen – aus Zeitdruck, Denkfehlern oder Selbstüberschätzung. Doch wer mutig ist und...

DWN
Politik
Politik Zwei Jahre nach dem Start: Wird die Regierung das Heizungsgesetz abschaffen?
08.09.2025

Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Heizungsgesetzes plant die schwarz-rote Koalition Änderungen. Zwischen Klimazielen, Förderkürzungen...