Der European Academies Science Advisory Council (EASAC) berichtet in einer aktuellen Studie, dass Pestizide für das Massensterben von Bienen verantwortlich sein sollen. Die verbreitete Verwendung von Neonicotinoid-Insektiziden haben nach Angaben der EU-Wissenschaftler schwerwiegende Auswirkungen auf eine Reihe von Organismen, die für das Ökosystem unerlässlich sind. Dazu gehören die Bestäubung, die natürliche Schädlingsbekämpfung und auch auf die biologische Vielfalt. Negativ betroffen sind neben Bienen auch Schmetterlinge, Schwebfliegen und Hummeln, die ebenfalls Pflanzen bestäuben. Die Pestizide wirken auf das Nervensystem der Bienen. Sie verlieren dadurch unter anderem ihren Orientierungssinn und finden nicht mehr den Weg zurück in den Bienenstock.
Das Studien-Ergebnis der EASAC ist eine schlechte Nachricht für den weltgrößten Hersteller von Pestiziden: Syngenta und seine Konkurrenten Bayer und Monsanto. Die EU-Kommission hatte in den vergangenen Jahren den Einsatz von Pestiziden durch Teil-Verbote beschränkt. Die Pestizide Clothianidin und Imidacloprid von Bayer sowie Thiamethoxam von Syngenta wurden verboten. Doch ein generelles Verbot von Pflanzenschutzmitteln wurde nicht eingeführt. Denn die Pflanzenschutz-Lobby der Agrochemie-Konzerne stoppte durch massives EU-Lobbying ein umfassendes Verbot von Pflanzenschutzmitteln in der Agrarindustrie.
Eine Studie der europäische EPILOBEE-Initiative berichtete 2014, dass Insektizide und Fungizide die Grundlage für das Massensterben der Bienen bilden. Dabei kommt es auf die Wechselwirkung dieser chemischen Produkte an, die noch immer nicht hinreichend untersucht werden konnten. Die Produkte der Chemieindustrie gelangen über die Pollen an die Arbeiter-Bienen, die diese für sie giftigen Stoffe in den Bienenstock tragen. Fungizide hemmen die Abwehrkräfte der Bienen, Pestizide führen dann schneller zu ihrem Tod. Der tatsächliche Zusammenhang von Bienensterben und Pestiziden konnte in dieser älteren Studie jedoch nicht belegt werden.
Honigbienen sind von einer Reihe von Parasiten und Krankheiten betroffen. Dazu zählt die Varro-Milbe (Varroa destructor), die eine die vor etwa 30 Jahren aus Asien nach Europa eingeschleppt wurde und für den Verlust der meisten Bienenvölker in Europa verantwortlich ist, berichtet der EASAC. Die Varroa-Milbe ernährt sich als Parasit von Honigbienen und kann zudem mehrere schädliche Viren übertragen. Dies führt letztlich zum Verlust der Bienenstöcke. Diese Milben-Art ist besonders gefährlich, weil sie eine Resistenz gegen chemische Behandlungen entwickelt hat.