Finanzen

EZB prüft Stopp der Notfall-Kredite für Griechenland

Die EZB denkt darüber nach, die „Notfall-Kredite“ für griechische Banken einzuschränken. Die Maßnahmen sehen vor, größere Abschläge auf Sicherheiten von den Banken fordern. Die EZB will damit den Druck auf Athen erhöhen, um die griechische Regierung im Schulden-Poker zum Einlenken zu bewegen.
22.04.2015 00:19
Lesezeit: 2 min

Die EZB prüft offenbar Maßnahmen, um die ELA-Kredite an Griechenland einzuschränken. Der EZB-Rat habe den Vorschlag jedoch noch nicht abschließend diskutiert. Dennoch scheint sich Widerstand gegen die ausufernde „Notfall-Kredite“ im EZB-Rat zu formieren, wie Bloomberg berichtet.

Dem Bloomberg-Bericht zufolge gehen die Überlegungen der EZB in die Richtung, wie sich die Vergabe der ELA-Kredite für griechische Banken einschränken lässt. So könnte die EZB in naher Zukunft größere Abschläge auf Sicherheiten von den griechischen Banken fordern.

Für die von der EZB zur Verfügung gestellten Notfall-Kredite müssen griechische Banken Pfänder hinterlegen, auf den die EZB dann einen Abschlag – einen sogenannten „Haircut“ – in Rechnung stellt. De facto würde damit die Geldquelle etwa zugedreht, wie mit der Sache vertraute Personen erläutern. Zuvor müsste jedoch der EZB-Rat hierfür seine Einwilligung geben. Zuletzt hatte die EZB die ELA-Kredite um 800 Millionen Euro auf inzwischen 74 Milliarden aufgestockt, die die griechische Notenbank den Geschäftsbanken zuteilen kann.

Hintergrund der neuen Überlegungen im EZB-Rat ist, die griechische Regierung zum Einlenken bei den Verhandlungen mit der Eurogruppe hinsichtlich eines Reformprogramms zu bewegen.

Nach Medienberichten wurde indessen die Frist für die Vorlage eines umfassenden Reformkonzepts bis Ende April gestrichen. Die neue Frist hierfür endet nun am 30.Juni, mithin zum Ende der viermonatigen Verlängerung der Kredite aus dem EFSF.

Solange der Konflikt zwischen der Eurogruppe und der griechischen Regierung schwelt, ziehen die griechischen Bürger jedoch immer mehr Guthaben von ihren Bankkonten ab. Deshalb versucht die griechische Zentralbank, die Abflüsse durch ELA-Kredite auszugleichen. Jedoch hält die griechische Notenbank offenbar rund drei Milliarden Euro dieser Kredite in Reserve, um sich gegen einen Staatsbankrott Griechenlands zu schützen.

Laut den Vorschriften der EZB müssen Banken, die ELA-Kredite erhalten, solvent sein. Dies sind sie jedoch immer dann, wenn die EZB weitere Kredite über die griechische Notenbank nachschießt. Im Fall einer Staatspleite wären die Banken jedoch sofort ebenfalls bankrott.

Die Zentralbanken in Südost-Europa verhängten deshalb eine Quarantäne über griechische Banken in deren Länder, um gegen einen Staatsbankrott Griechenlands gewappnet zu sein.

Nachdem die Überlegungen der EZB bekannt wurden, brachen die Aktien der griechischen Banken ein. Der Athener Leitindex rutschte nach unten und verlor 3,5 Prozent. Der Bankenindex verlor mehr als acht Prozent.

Am Montag stiegen die Renditen für kurzfristige griechische Staatsanleihen auf ein neues Rekordhoch. Die Zinserträge aus Anleihen, die im Jahr 2017 fällig werden, sind um mehr als 26 Prozent gestiegen. Die Renditen von Zehn-Jahres-Anleihen stiegen auf 13 Prozent. Die Deutsche Bundesbank hatte sich kürzlich besorgt darüber gezeigt, wie mit den Pfändern bei ELA-Krediten verfahren wird. Sie forderte ein zwingendes Risikomanagement.

Die griechische Regierung hatte am Montag einen Erlass erwirkt, wonach alle staatlichen Institutionen und öffentlich-rechtlichen Betriebe des Landes gezwungen werden, ihre Geldeinlagen an die griechische Zentralbank (Bank of Greece) zu überweisen. Beobachter sehen darin die Vorstufe zu Kapitalverkehrskontrollen.

Währenddessen warnt auch der Chefökonom von US-Präsident Barack Obama vor einem Grexit. Das politische Pokerspiel um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone hat nicht nur einen finanziellen Aspekt: Die USA werden auch künftig darauf bestehen, dass Griechenland vor allem als Stützpfeiler der Südost-Flanke der Nato als fester Bestandteil im Euroraum bleibt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...