Elektro-Flugtaxis als Hoffnungsträger für urbane Mobilität
Toyota, einer der größten Automobilhersteller der Welt, hat mit der Umsetzung seines Vorhabens begonnen, insgesamt 500 Millionen US-Dollar in das US-amerikanische Flugtaxi-Unternehmen Joby Aviation zu investieren. Kürzlich wurde die erste Tranche in Höhe von 250 Millionen Dollar ausgezahlt. Damit ist der japanische Konzern nun größter Anteilseigner von Joby, wie die litauische Wirtschaftszeitung Verslo žinios berichtet. Die Auszahlung der zweiten Hälfte wird in der zweiten Jahreshälfte erwartet.
Die Reaktion an der Börse fiel deutlich aus: Die Joby-Aktie legte an der New Yorker Börse um 30 Prozent auf 9 US-Dollar zu.
Joby gehört zu den führenden Entwicklern von elektrisch betriebenen Fluggeräten mit senkrechtem Start und Landung (eVTOL). Obwohl ihr Einsatz vielfältig sein kann, gelten sie vor allem als „Flugtaxis“, da sie den urbanen Verkehr revolutionieren sollen. Im Vergleich zu herkömmlichen Hubschraubern sollen sie leiser, kostengünstiger und damit auch flexibler einsetzbar sein – selbst über dicht besiedelten Gebieten.
Zwar hat Joby Aviation die Serienproduktion noch nicht erreicht, doch im US-Bundesstaat Ohio wurde bereits mit dem Bau eines Werks begonnen, das jährlich 500 Fluggeräte fertigen soll. Das Modell verfügt über sechs Elektromotoren, bietet Platz für einen Piloten und vier Passagiere und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 320 km/h.
Pionierbranche mit hoher Ausfallrate
Weltweit sind in den vergangenen Jahren zahlreiche eVTOL-Start-ups gegründet worden – viele mit prominenten Investoren im Rücken. Doch nicht alle Unternehmen konnten sich behaupten.
So meldeten 2023 zwei deutsche Anbieter, Volocopter und Lilium, Insolvenz an. Volocopter wurde für 10 Millionen Euro vom chinesischen Konzern Geely übernommen und in dessen österreichische Luftfahrtsparte eingegliedert. Die Zukunft von Lilium ist hingegen ungewiss.
Dabei galt Volocopter lange Zeit als einer der am besten finanzierten Anbieter im Segment. Laut der Financial Times konnte das Unternehmen über die Jahre rund 760 Millionen US-Dollar einsammeln – unter anderem von Mercedes-Benz, Geely, Microsoft und Luftfahrtunternehmen.
Auch Lilium, 2015 in München gegründet, hatte zuletzt große Finanzierungsprobleme. Zwar kündigte ein Investorenkonsortium namens „Mobile Uplift Consortium“ Ende 2023 eine Kapitalspritze von 200 Millionen Euro an – doch der Deal platzte. Im Februar musste Lilium erneut Insolvenz anmelden.
Joby enteilt der Konkurrenz – Kooperation mit Virgin Atlantic
Bereits vor der nun bekannt gewordenen Toyota-Investition deutete sich an, dass Joby der Konkurrenz einen Schritt voraus ist. Im März wurde eine Vereinbarung mit der britischen Fluggesellschaft Virgin Atlantic bekannt. Ziel ist es, ein Flugtaxi-Netz für den Transfer von Passagieren zwischen britischen Flughäfen und wichtigen urbanen Knotenpunkten aufzubauen – darunter Verbindungen wie ein 15-minütiger Flug von Manchester nach Leeds oder eine 8-minütige Strecke vom Flughafen Heathrow zum Finanzzentrum Canary Wharf in London.
Joby betont, dass die Preise „wettbewerbsfähig mit Premium-Fahrdiensten“ sein sollen – bei deutlich kürzerer Reisezeit.
Ein konkretes Startdatum für den Dienst wurde bislang nicht genannt.
Militär, Airlines, Tech-Giganten: Jobys wachsendes Netzwerk
Neben der neuen Partnerschaft mit Virgin Atlantic hat Joby Aviation bereits Kooperationsverträge mit den US-Luftstreitkräften, Delta Airlines und dem Mobilitätsanbieter Uber abgeschlossen. Das Unternehmen baut damit systematisch ein Netzwerk auf, das weit über den urbanen Passagierverkehr hinausweist – und positioniert sich als zentraler Player in einem zukünftigen Mobilitätsmarkt, der Milliardenpotenzial verspricht.